Klettern – Freude durch Bewegung, Kraft und Angstlosigkeit

Tapferkeit, Robustheit, Durchhaltewille und Entscheidungsfreude unter Druck sind unabdingbar im Soldatenberuf. Doch hat sie jede/r Soldat/in im notwendigen Maße oder bleibt es eine unerreichbare Vorstellung von dem Ideal des Staatsbürgers in Uniform? Die Antwort darauf liegt tief in der Seele des Individuums, welcher sich für den Dienst an der Waffe entscheidet. Viel einfacher lässt sich die Frage beantworten: „Kann man diese Eigenschaften trainieren?“.

Ja – man kann!

Wer jetzt an tagelange Gefechtsmärsche, Durchschlageübungen und Überlebenstraining denkt liegt nicht falsch. Man kann das Ziel jedoch viel einfacher und mit viel mehr Spaß erreichen und zwar in einer normalen, kaum aufwendigen allgemeinen Sportausbildung. Eine einzige Sportart konsequent vermittelt und ausgeübt, ist hierfür notwendig.

Die Rede ist von Klettern

Klettern fordert wie kein anderer Sport die psychomotorischen, sozial-emotionalen und konditionellen Fertigkeiten der Soldatinnen und Soldaten. Der Körper und Geist werden gemeinsam beansprucht und trainiert. Die Bewältigung persönlicher Herausforderungen steigert die Selbstwirksamkeit, schnell, effizient und nachhaltig. Die Persönlichkeit entwickelt sich, der Umgang mit Risiko wird geschult, die Lösungsfähigkeit unter Druck verbessert – die Aufzählung der Vorteile ist lang.

Warum geht also nicht jeder von uns wöchentlich klettern?

Sofort kommen unzählige Skeptiker und Unaufgeklärte (leider zu oft in Vorgesetztenfunktion) auf das Parkett und argumentieren oft ähnlich.

Klettern ist doch gefährlich und was ist mit den Leuten die Höhenangst haben?

Umgang mit Gefahr und deren Reduktion und Kontrolle ist integraler Bestandteil im Soldatenberuf, dieser Herausforderung begegnet jede Armee mit Ausbildung. Das Beherrschen der nötigen Seil- und Sicherungstechniken reduziert die Gefahr und das Risiko auf nahezu null. Das Thema ist zwar komplex aber keine Raketenwissenschaft, und kann jedem in kurzer Zeit vermittelt werden. Die Kontrolle über die eigenen Gefühle zu bekommen und zu behalten sollte im Sinne eines jeden von uns sein. Angst ist so ein Gefühl und lässt sich durch Training in kleinen Schritten in Griff bekommen.

Beim Dienstsport muss man als Durchführender doch Heeresbergführer sein, wer ist das schon außerhalb der Gebirgstruppe?

Die Durchführung der Kletterausbildung im alpinen Gelände ist und wird den Spezialisten wie dem Heeresbergführer vorbehalten bleiben. Zum Erreichen der o.g. Ziele ist das alpine Gelände nicht notwendig. Es reicht die benachbarte Kletterhalle oder ein nahgelegener Felsklettergarten.

Um Kletterausbilder zu sein und mit dem Unterstellten Bereich klettern gehen zu können sind folgende Hürden zu überwinden.

  1. Lehrgang ÜbLtrBw an der Sportschule der Bundeswehr absolvieren und bestehen
  2. Vorstiegsschein des Deutschen Alpenvereins ablegen oder die Fähigkeiten und Fertigkeiten für das Klettern im Vorstieg nachweisen
  3. Lehrgang „Instruktor für künstliche Kletteranlagen“ (IKKA) (Modul 1) bei den SpLTr SÜD besuchen (Voraussetzung: Beherrschen des unteren 6ten UIAA Grad in der Halle im Vorstieg)
  4. Lehrgang Instruktor für Felsklettern „IFK“ (Modul 2) bei den SpLTr SÜD besuchen (Voraussetzung: Beherrschen des unteren 6ten UIAA Grad am Fels im Vorstieg)

In der Summe sind es 10 Ausbildungstage in denen man die Befähigung zur Kletterausbildung bei der Bundeswehr bekommt. Der zeitliche und der auf die Dienststelle anfallende finanzieller Aufwand ist somit sehr gering.

In den beiden Modulen lernt man wie man die Ausbildung konzipiert und strukturiert aber auch praktisch in der Truppe umsetzt. Alle Sicherheitsrelevanten und rechtlichen Themen werden vermittelt und in Form von schriftlichen und praktischen Leistungsnachweisen überprüft. Die Methodik der Ausbildung wird geschärft und auf Spezifika des Kletterns übertragen. Nach dem erfolgreichen Abschluss ist man als Ausbilder mit allem notwendigen Rüstzeug ausgestattet, um das Thema Klettern sicher in die Truppe zu bringen.

Das Klettern ist schon lange kein Trend mehr – es ist ein Megatrend. Megatrends zu verpassen, deren Akzeptanz in der Gesellschaft und die damit zusammenhängende Motivation des Personals nicht für die Ausbildung zu nutzen ist konträr zum Vorgehen einer agilen auf Attraktivität und Einsatzbereitschaft fokussierten Führung. Klettern hat das Potential die Einsatzbereitschaft des Personals nachhaltig und effizient zu steigern und sollte deshalb zielgerichtet mit Vorrang eingesetzt werden.

Text und Fotos: Georg Wickmann

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