Taekwondo-Trio verpasst Qualifikation für die Olympischen Spiele

In Sofia fanden am 07. und 08. Mai die europäischen Qualifikationswettbewerbe für die Olympischen Spiele in Tokio statt. Es war für die deutschen Taekwondokas die letzte Möglichkeit, sich noch für die in gut zwei Monaten stattfindenden Olympischen Spiele zu qualifizieren. Doch Ela Aydin (bis 49Kg), Lorena Brandl (über 67Kg) und Tahir Gülec (bis 80Kg) verpassen den Einzug ins Finale. Nur die Finalisten wären für Tokio qualifiziert gewesen.

Ela Aydin (-49Kg): Halbfinale

„Mein Weg nach Tokio endet zwar hier in Sofia, aber meine Reise nach Paris beginnt“, sagt Ela Aydin kurz nach ihrer Halbfinal-Niederlage gegen die Israelin Abishaq Semberg. Sie sei unendlich traurig, die Zeilen über das verpasste Olympiaticket schreiben zu müssen. Doch der Blick gehe nach vorne in Richtung Olympische Spiele 2024 in Paris. Ela Aydin, Sportsoldatin der Bundeswehr, startete mit einem Sieg über Shantelle Mendoza aus Dänemark in das Turnier und sicherte sich mit einem weiteren Erfolg über Iryna Romoldanova aus der Ukraine einen Platz im Halbfinale. Ein Sieg hier hätte das Olympiaticket gelöst. Doch die junge Israelin Abishag Semberg zeigte an diesem Tag eine bärenstarke Leistung, besiegte im Viertelfinale sogar die an Nr.1 gesetzte Russin Eliza Ryadninskaya und ging ebenfalls siegreich aus dem Halbfinale mit Ela. Im Kampf um Bronze konnte Ela die notwendige Spannung nicht mehr aufbauen, um gegen die Rumänin Liana Musteata zu siegen. Doch zukunftweisenden Worte lassen darauf hoffen, dass dies nicht der einzige Olympiazyklus für die 22-jährige Ela Aydin war und das Ziel „Olympische Spiele 2024“ bereits formuliert ist.

Tahir Gülec (-80Kg): Halbfinale

Ebenfalls am ersten Wettkampftag ging unser hochdekorierte Sportsoldat Tahir Gülec (Weltmeister 2013 und Olympiateilnehmer 2016) in der Gewichtsklasse bis 80Kg auf die Fläche. Seinen ersten Kampf gegen den in Berlin lebenden und für das Flüchtlingsteam kämpfenden Kasra Mehdipournejad war ein Kampf auf Augenhöhe, der mit einem Sieg für Tahir endete. Im Viertelfinale bezwingt der Nürnberger den Tschechen David Simek, der zuvor den Vize-Weltmeister Apos Telikostoglou aus Griechenland aus dem Turnier gekickt hatte. Konzentriert und fokussiert erkämpfte Tahir die Halbfinal-Teilnahme und somit die Chance, seine dritte Olympiateilnahme zu sichern. „Ich bin stolz auf Tahirs Leistung und auf seinen Kampfgeist,“ lobte Herrenbundestrainer Vanja Babic seinen Schützling. Man musss anerkennen, dass der Italiener Simone Alesssio, amtierender Weltmeister in der Gewichtsklasse bis 74Kg, an diesem Tag deutlich gegen Tahir gewinnen konnte.

Lorena Brandl (+67Kg): Bronzemedaille

Die letzte Hoffnung, noch ein Ticket für die Olympischen Spiele in Tokio zu lösen, lagen bei der Sportsoldatin Lorena Brandl in der Gewichtsklasse über 67Kg. An Nr. 1 gesetzt startete Lorena direkt mit dem alles entscheidenden Halbfinalkampf in das Turnier. Manche nennen es einen Vorteil, direkt im Halbfinale zu sein. Doch wer selbst mal auf der Fläche stand, weiß, dass der Siegesdruck und die Erwartungen in solch einer Situation noch um einiges höher werden können. Schnell fand die Französin Althea Laurin in den Kampf, während Lorena ihrer Linie nur phasenweise erfolgreich folgte. Mit einer 15:1-Niederlage muss die 24-jähirge ihre Tokio-Träume begraben. Mentale Stärke bewies die Mindelstetterin allerdings im Kampf um Platz drei, als sie ihre Kontrahentin Marlene Jahl aus Österreich deutlich mit 7:0 Punkten besiegen konnte. Bronze ist ein kleiner Trost und würde, im Falle eines positives Dopingvergehens oder Disqualifikation der Finalistinnen, ein Nachrutschen bedeuten. Die Enttäuschung über die verpasste Qualifikation wird die Bronzemedaille im Moment aber nur wenig trösten. „Beide Sportlerinnen haben alles versucht und ihr Bestes gegeben. Die Nervosität und der Druck haben leider an diesem Tag überwogen. Die Enttäuschung ist im Moment noch sehr groß, doch wir werden in Zukunft weiterhin hart arbeiten“. – Boris Winkler (Damenbundestrainer).

Der leitenden Chef-Bundestrainer Georg Streif erklärte kurz nach den verpassten Olympiatickets: “Es ist bitter für alle Beteiligten. Für die Sportler, für das Umfeld und auch für die Fans. Dreimal im Halbfinale zu stehen, die Chance zu haben ein Olympiaticket zu erkämpfen und es dann nicht zu schaffen, ist enttäuschend.“

Stolz auf einen Olympiaplatz in Tokio

Auch wenn aktuell die Enttäuschung überwiegt, bleibt die Freude über das bereits erkämpfte Olympiaticket durch Alexander Bachmann. In der Gewichtsklasse über 80 Kg konnte sich Alex im Dezember 2019 direkt über die Weltrangliste für die Olympischen Spiele qualifizieren. Auf ihm Ruhen nun all unsere Hoffnung, diesen Olympiazyklus noch erfolgreich abzuschließen. „Jetzt werden Alex und ich alles geben, um eine olympische Medaille in Tokio zu holen“ berichtet Vanja Babic aus Sofia. Und der leitenden Bundestrainer Georg Streif ergänzt: „Die Vorbereitungen bei Alex laufen Hochtouren, damit er am 27. Juli in Tokio seine beste Leistung abrufen kann.“

Das Flüchtlingsteam: Halbfinale für Kimia Alizadeh

Für das Flüchtlingsteam am Start waren auch die in Deutschland lebenden Taekwondokas Amir Hosseini, Kasra Mehdipournejad und Kimia Alizadeh. Amir Hosseini musste in der Gewichtsklasse bis 58Kg eine deutliche Niederlage gegen den späteren Turniersieger Omar Salim aus Ungarn hinnehmen. Kasra Mehdipournejad traf in der Gewichtsklasse bis 80Kg gleich auf den Deutschen Tahir Gülec und musste sich hier nach einem spannenden Kampf mit 9:10 Punkten geschlagen geben. Besser lief es für Kimia Alizadeh in der Gewichtsklasse bis 57Kg. Nach einem deutlichen Sieg gegen Joana Cunha aus Portugal, ging Kimia auch gegen ihre Viertelfinal-Gegnerin Marija Stetic aus Bosnien und Herzegowina erfolgreich von der Fläche. Mit dem Einzug ins Halbfinale war der Traum von der dritten Olympiateilnahme für die kürzlich aus dem Iran geflohene Sportlerin zum Greifen nahe. Ein lang ausgeglichener Kampf gegen die Griechin Fani Tzeli geht letztlich knapp mit 1:3 Punkten verloren. Im Kampf um Platz drei sichert Kimia sich die Bronzemedaille bei ihrem ersten europäischen Qualifikationsturnier.

Text: Helena Stanek / DTU

Fotos: Denis Sekretev / World Taekwondo

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