Dresdner Leichtathletik-Tradition
Von Volker Schubert, Korrespondent Olympischer Spitzensport
Emotional eng mit seiner sächsischen Geburtsstadt Dresden verwurzelt, gehört der Militärleichtathlet Karl Bebendorf zur Avantgarde der deutschen 3.000 Meter Hindernislauf-Gemeinschaft. Als Nationalkaderathlet des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) – seit Jahren erfolgreichster deutscher Hindernisspezialist, fünffacher Deutscher Meister und 2024 in Rom EM-Bronzemedaillist – präsentiert der Spitzenläufer der sächsischen Bundeswehr Sportfördergruppe Frankenberg bei Chemnitz nicht nur den Bundesadler auf internationalem Hochleistungsparkett, sondern engagiert sich auch im Betrieblichen Gesundheitsmanagement des renommierten bayrischen Raketenbauers MBDA. Sein letztes Hardcore-Rennen gegen internationale Konkurrenz lieferte sich der sächsische Eliteläufer beim „Goldenen Oval“ in Dresden, der Wiedergeburt eines ostdeutschen Weltklassesportfestes vor über 10.000 sportbegeisterten Leichtathletik-Enthusiasten. Der Berliner Sportjournalist Volker Schubert besuchte den Elbestädter Elitesportler kurz vor seinem spätherbstlichen DLV-Trainingslager in Südafrika; hier seine disziplinspezifische Rückschau mit spitzensportlichen Perspektiven.
Ob in seiner Heimatstadt Dresden, im polnischen Chorzów (ehemals preußisch Königshütte/Schlesien), im südfranzösischen Marseille oder im römischen Nationalstadion – mit geradezu kaskadenartig verlaufendem Leistungsanstieg präsentierte der Dresdner Sportsoldat mit der leichtfüßig-eleganten Expertise im herausfordernden 3.000 Meter Hindernislauf im Olympiajahr 2024 immer wieder seine spitzensportliche Visitenkarte. Bei 8:14,41 Minuten blieb die elektronische Zeitmessung im „Stadio Olimpico di Roma“ Mitte Juni dann stehen – mit persönlicher Bestzeit und deiner fast goldschimmernden Bronzemedaille – so furios und atemberaubend war sein Zielendspurt bei den früh in der Olympia-Saison terminierten Leichtathletik-Europameisterschaften in Italiens antiker Metropole.
Vom „Paris-Verlierer“ zum Dresdener Hinderniskönig
Auch sein letzter Saison-Showdown – Ende Oktober bei der Wiedergeburt des „Goldenen Ovals“ in Dresden – sollte mit einem Paukenschlag enden. Gewissermaßen als Paris-Revanche, denn bei den Olympischen Sommerspielen in Frankreichs Hauptstadt lief es nach einer heftigen Magenattacke – ausgelöst durch eine aggressive Nitratkonzentration im Rote-Beete-Saft – gar nicht gut. Im „Stade de France“ musste Karl Bebendorf geschwächt im Vorlauf ausscheiden und eine überaus despektierliche Medienkampagne über sich ergehen lassen. Von einer „irren“ und „kuriosen“ Ausscheidebegründung wurde in einschlägigen Sportnetzwerken fabuliert, da der 28-jährige Sportsoldat den medizinischen Hintergrund seiner Leistungsschwäche erst später bekannt gab. Auch deshalb fühle er sich als „Verlierer“, so Karl Bebendorf Ende August nach seiner krankheitsbedingten Olympia-Niederlage zu Bundeswehr Sport-Magazin.
Goldenes Oval: Ostdeutsche Wiedergeburt eines Weltklassesportfestes
Und so sollte das spitzensportliche Wiedererstehen des traditionsreichen Stadionsportfestes „Goldenes Oval“ am Ostragehege im Architekturgewand einer modernen Multifunktionsarena für den Dresdner Hindernisspezialisten schließlich jene Schaubühne bieten, mit der er der Tonalität des böswillig inszenierten Pariser Pressefeldzugs endgültig den Stecker ziehen konnte. Vor den Augen einstiger ostdeutscher Weltrekordgrößen wie Weitspringerin Heike Drechsler, 400 Meter Ikone Marita Koch oder Weltklassesprinterin Marlies Göhr und Leichtathletik-Koryphäen, wie dem sächsischen 3.000 Meter Hindernisass Hagen Melzer und dem früheren Dresdner Spitzenmittelstreckler Andreas Busse, ließ Lokalmatador Karl Bebendorf auf der neuen Hochleistungskunststoffbahn seines sportlichen Wohnzimmers ganz im Zeichen von Höher, Schneller, Weiter gleich im zweiten Rennen des Eröffnungsfestes wissen, dass er zu den denkwürdigen Hauptakteuren bei der Reinkarnation des internationalen Stelldicheins zählen wollte. Und so mündete seine letzte Show, die zugleich sein Wettkampfdebüt in der Neu-Arena war, zunächst in jenen Laufkrimi, wie ihn das Publikum schon in Rom erleben durfte.
Dresdner Olympia-Revanche
Kein Wunder, dass der stolze Sachse seines Heimvereins Dresdner Sport Club 1898 (DSC) folglich auch im Fokus des Leichtathletik-affinen Elbestädter Publikums stand. Unter den frenetischen Anfeuerungsrufen der laufbegeisterten Fangemeinde stand das Stadionrund regelrecht Kopf, als der Dresdener Hindernisspezialist das Publikum Runde für Runde in Gänsehaut-Atmosphäre bettete. Mit dem Britischen Hindernismeister von 2023, Will Battershill, und dem italienischen Disziplinspezialisten Ala Zoghlami (PB: 8:14,06 min) war die Hinderniskonkurrenz aus europäischer Sicht hochkarätig besetzt – Karl Bebendorfs Siegoptionen damit kein Zuckerschlecken. Auf dem noch jungfräulich gekrönten Untergrund gestaltete „König Karl“ seinen Rennverlauf mit bekannt taktischer Raffinesse. Stets Tuchfühlung mit der Spitze um Zoghlami und Battershill haltend, gelang es dem DSCer, sich perfekt über die Hindernisse zu manövrieren und potenzielle Ellenbogenscharmützel zu vermeiden.
Vor Heimatkulisse: Hinderniskrimi im Ostragehege
Mit ausgefeilter Hürdentechnik memorierte der 28-Jährige die schweren Balken und Wassergräben mit perfekt getimten Sprungfolgen bis knapp zwei Runden vor Schluss. Rund 800 Meter vor dem Ziel an vierter Stelle laufend, sollte der fünffache deutsche 3.000 Meter Hindernismeister seine Mittelstreckler-Qualitäten Schritt für Schritt ausfahren. Raumgreifend und mit gesteigerter Frequenz schob sich der EM-Bronzemedaillist schließlich auf die zweite Position. Nach fünf international hochkarätigen Rennen, eine wahrhaft kämpferische Willensleistung, die man den maximal angespannten Gesichtszügen des Dresdners dann auch auf jedem weiteren Meter seines dennoch unbändig erscheinenden Vorwärtsdrangs ansah. Auf Höhe der 1.500 Meter Start-Evolvente wuchs der Militärleichtathlet dann erneut zu Rom-Form auf.
In Rom-Form zum Sieg
Die 300 Meter vor der Zielmarkierung mündeten schließlich in ein knallhartes Tempo-Technik-Stakkato. Das vorletzte Hindernis, den letzten Wassergraben und zum Schluss den letzten Balken – jener legendären Finalbarriere, an der in der Olympia- und WM-Geschichte schon so manch sicher geglaubter Medaillentraum schmerzhaft zerplatzte – meisterte der EM-Dritte mit sicheren Landungen und ließ seinen Beinen kurz danach seine sagenhaften Flügel wachsen. Mit einer fulminanten Schlussgerade, die er im Ziel mit seinem ersehnten Siegeinlauf belohnte: Unter tosendem Publikumsjubel verwandelte der Sachse die Zielgasse geradewegs in einen Parademarsch, bei dem sein Sturmlauf nach 8:21,94 Minuten endete. Knapp eine Sekunde vor Will Battershill, der in 8:22,64 auf dem Silberrang landete. Am Ende musste sich der hochgerechnete Mitfavorit Zoghlami in 8:24,32 Minuten als Vierter mit deutlichem Rückstand düpieren lassen.
Karl Bebedorf‘s magisches Oval
Vor dem mit rund 10.300 Zuschauern ausverkauften Topevent, gelang dem Sportsoldaten von der sächsischen Armeesport-Fördergruppe Frankenberg nicht nur der Sieg, sondern zugleich auch der Oval-Rekord, den die ostdeutsche Hindernislegende Hagen Melzer bis dato in 8:24 Minuten inne hatte. Das sächsische Urgestein (mit PB 3.000 m Hindernis in 8:10,32 min zweitschnellster Deutscher, Olympionike, Europameister 1986, WM-Silber 1987) freute sich mit dem vor Glück überschäumenden Dresdner, der sich in den nächsten Jahren anschicken will, den deutschen Hindernis-Rekord zurück nach Sachsen zu holen. Erstmalig unter internationalen Wettkampfbedingungen im neuen Stadion siegen zu können, erstmals „in meiner Heimat vor so vielen Leuten laufen, ist was ganz Besonderes“, so Karl Bebendorf nach den Siegrennen des insgesamt für gut vier Stunden Begeisterung stiftenden „Goldovals“.
Von der neuen Arena im Ostragehege am Rudolf-Harbig-Weg ginge „Magie“ aus, so der DLV-Vorzeigeathlet weiter, der sich schon auf die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften 2025 im gleichen Dresdner Oval freue. Letztlich stellt die Wiederbelebung der Dresdner Leichtathletik-Tradition mit dem Neustart des „Goldenen Ovals“ nicht nur eine Hommage an einstige ostdeutsche Weltklasseleistungen dar, sondern stößt der olympischen Kernsportart zugleich auch ein Tor zu goldenen Spitzensportperspektiven auf. Mit der Debütveranstaltung und dem Heimatsieg des 28-jährigen Dresdner Hinderniskönigs dürfte der pittoresken Elbmetropole ein gewaltiger Sprung in die Zukunft gelungen sein: Vom Dornröschenschlaf eines abgewirtschafteten Sportnutzungsareals hin zu einer wiederbelebten Vorzeigearena, die, eingebettet in die Legendenaura vergangener Weltrekordhistorie, aufkommenden deutschen Leichtathletik-Generationen nicht nur als Spitzensportschmiede, sondern bald auch als Wettkampf-Schaufenster von Weltklasseformat dienen dürfte.
Dresden, die neue Leichtathletik-Hochburg an der Elbe
Und in der Tat, die von Karl Bebendorf so empathisch beschworenen magischen Momente könnten bald in ein neues Gestaltungsformat von internationaler Wirkmächtigkeit gegossen werden: Mit der organisatorischen Neuorchestrierung soll das Startup-Management des Goldenen Ovals, das zunächst durch den DSC 1898 und Laufszene Events betrieben wurde, konsequent abgelöst werden, wie die Stadt Dresden unter der Führung des Sportbürgermeisters Jan Donhauser (CDU) vor wenigen Tagen auf einer Pressekonferenz verlautbarte. Vor allem, um einem sich möglicherweise zu amateurhaft und provinziell entwickelnden Eventmanagement frühzeitig entgegenzuwirken, so der Dresdner Sportstadtrat, was allein schon durch die knapp 60 Millionen teure Umbaufinanzierung des Sportareals gerechtfertigt sei.
Deshalb setze man auf eine professionelle und finanzstarke Agenturlösung, die ab 2025 mit einem veranstaltungsunternehmerisch großdimensionierten Zukunftskonzept an den Start gehen werde, so Jan Donhauser. Mit der Neuvergabe an ein hochkompetentes Sportmanagement in enger Anbindung an öffentlich-rechtliche Sendeanstalten sei ein entscheidender sportstrategischer Schritt getan worden, so der Elbestädter Sportpolitiker. Das für die kommenden zwei Jahre zur öffentlichen Unterstützung geplante Finanzvolumen des internationalen Stadionfestes der Silberkategorie werde sich laut Jan Donhauser im Bereich von rund 800.000 € bewegen.
Strategisches Konzept: DLV soll Goldenes Oval professionell managen
Nach Aussagen der Dresdener Sportbehörde soll sich das Goldene Oval zu einem der drei Top-Meetings in Deutschland entwickeln, wie Bundeswehr Sport-Magazin dabei erfuhr. Den Startpunkt setzt 2025 die zweite Auflage des Goldenen Ovals, das am 1. Juni 2025 zu besten ARD- und ZDF-Sendezeiten die erste Saisonhälfte einläuten soll, bei der sich deutsche Athleten bereits frühzeitig für die im September in Tokio stattfindenden Leichtathletik-Weltmeisterschaften qualifizieren können. Gleichwohl soll die Wiedergeburt des ostdeutschen Traditionssportfestes auch als Appetitmacher für die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften dienen, die vom 31. Juli bis 2. August 2025 im Rahmen der nationalen Finals wieder mehrere Tausend Leichtathletik-Fans ins Ostragehege locken sollen. Um den mit rund 58 Millionen € teuren Stadionumbau in „goldene Bahnen“ zu lenken, plant die Stadt Dresden eine strategische Partnerschaft mit dem DLV.
Dabei soll das Goldene Oval als Top-Meeting großen Stils zum zentralen Publikumsmagneten arrivieren, um die Chancen der Stadt Dresden als ostdeutsche Sportmetropole perspektivisch zu entwickeln und das sportarchitektonische Neupotential auch langfristig ausschöpfen zu können. So will die Stadt Dresden mit den DLV zunächst einen Zweijahresvertrag mit Verlängerungsoption schließen. Neben dem im Jahresrhythmus stattfindenden Goldenen Oval plant der DLV auch die nationalen Leichtathletik-Meisterschaften mit hoher Taktung in der sächsischen Landeshauptstadt stattfinden zu lassen und seine weiteren spitzensportlichen Ambitionen durch eine Nachwuchs-Gala zu komplettieren. Aktuell geht die Dresdner Sportbehörde davon aus, dass das mit 800.000 € anvisierte Budget für das Dresdner Großereignis im Februar fest in den städtischen Doppeletat 2025/2026 eingeplant wird, um Dresdens Rolle als kommende Leichtathletik-Hochburg nachhaltig zu stärken.
DLV-Meisterschaften 2025 erstmals in Dresdens Edel-Oval
Mit den 2025 erstmals im Oval am Ostragehege auszutragenden Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften scheinen die Signale jedenfalls auf Erfolgskurs gestellt. Mit der strategischen DLV-Partnerschaft liegt der Ball jetzt in Händen des Leichtathletik-Dachverbands, der staatlichen Sportförderung und dem Geschick der „Gold-Oval-Macher“, das Potential zukünftig zur vollen Entfaltung zu bringen. Ob das Stadion einmal „Karl-Bebendorf-Kampfbahn“ heißen wird, scheint angesichts des kontinuierlich nach vorn strebenden Leistungsdrangs des Elbestädter Hindernis-Avantgardisten nicht ausgeschlossen. Neben dem Rudolf-Harbig-Stadion, das an den ruhmreichen Dresdner Wunderläufer der 1930er und 1940er Jahre erinnert, hätte Dresden dann eine weitere attraktive Sportstätte mit deutschlandweit klingendem Namen als international hochkarätige Wettkampfstätte zur Verfügung.
Bundeswehr Sport-Magazin im Exklusivinterview mit Karl Bebendorf
Was für ein Karrierejahr für Karl Bebendorf! In der Bestenliste der “European Athletic Association” (EAA) für das Wettkampfjahr 2024 rangiert der Dresdner Hindernisspezialist mit dem Waffenrock des Deutschen Heeres aktuell an fünfter Position. Mit seiner persönlichen Bestzeit, die er bei den EM in Rom in 8:14,41 Minuten mit der Bronzemedaille erzielte, bekleidet der sächsische Sportsoldat bei World Atletics (WA) den weltweit 28. Platz, gefolgt von Rang 29 mit dem ebenfalls sehr erfolgreichen westdeutschen Sportsoldaten Frederik Ruppert (BL 2024: 8:15,08 min). Sein in seinem besten Wettkampfjahr auf internationalen Bühnen erzieltes Leistungs- und Gesundheitsprofil kann sich folglich sehen lassen.
Jagd auf den Deutschen Rekord
Drei Mal lief Karl Bebendorf 2024 folglich unterhalb der 8:20 Minutenschwelle: Mitte Mai mit 8:16,84 Minuten in Polen, Mitte Juni mit 8:14,41 Minuten in Italien und gegen Augustende bei der Diamond League Serie in 8:17,52 Minuten und Top-Ten-Platzierung nochmals in Polen. Kein Wunder, dass Karl Bebendorf nun davon träumt, bis zu den Olympischen Sommerspielen 2028 in Los Angeles den Griff nach dem deutschen Hindernisrekord zu wagen. Nach der Leistungsbilanz von 2024 dürfte sein Jagdziel durchaus in machbarer Reichweite liegen: Vor 25 Jahren, im Sommer 1999, war es dem DLV-Topleichtathleten Damian Kallabis – ein Jahr zuvor Europameister – beim Golden League Meeting in Zürich gelungen, die deutsche 3.000 Meter Hindernisuhr auf 8:09,48 Minuten zu stellen. Und damit die zwölf Jahre alte Bestmarke (8:10,32 Minuten) des Dresdner Vizeweltmeisters von 1987, Hagen Melzer, um knapp eine Sekunde zu unterbieten.
Zum Saisonabschluss traf der Berliner Sportjournalist Volker Schubert den EM-Bronzehelden von Rom kurz vor seinem DLV-Trainingslager in Südafrika in seiner Dresdner Heimatstadt zum Exklusivinterview für Bundeswehr Sport-Magazin. Die Rekordannäherung will der nationale Abo-Hindernismeister in strategischen Schritten wagen. Er wisse, dass er hier in Zehnteln, maximal in Sekundenfortschritten denken müsse, so der Dresdner bei der Unterhaltung im Altmarkt-Café, wo er auch über die medaillenstarke Megasaison 2024, sein Dresdner Siegesdebüt bei der Wiederauferstehung des „Goldenen Ovals“ und die Fortsetzung des erfolgsgekrönten MBDA-Sportprojekts als „LaufCampus.25“ sprach.
Karl Bebendorf: „BGM-Sportkonzepte wie das MBDA-Format ‚LaufCampus.25‘ sind für jedes moderne Unternehmen relevant“
BwSportMag: Karl, Du liebst es, wenn ein Plan aufgeht! In Deinem Dresdner Wohnzimmer gab es beim Goldenen Oval scheinbar nur die eine Option?
Bebendorf: Ja, ich lieb‘s wenn ein Plan funktioniert. Aber ich muss sagen, beim Goldenen Oval gab es für mich nur den einen und keinen Plan B! Und der hieß für mich Sieg! Alles andere wäre eine große Niederlage gewesen. Deswegen gab es für mich drei Runden vor Schluss auch kein Kopfhängenlassen, sondern nur ein absolutes Durchziehen bis zum Schluss. Ich glaube, das hat man mir auch gut angesehen. Ja, der Plan ist aufgegangen!
BwSportMag: Mit dem Italiener Zoghlami und dem Britten Battershill waren zwei kontinentale Konkurrenten im Rennen, die Du beim Kampf um den Sieg auf jeden Fall auf dem Zettel haben musstest. Wie hast du das Rennen, das Du als heimatverbundener Dresdner am Ende unbedingt dominieren wolltest, in puncto Härte erlebt?
„Es gab für mich nur den Sieg“
Bebendorf: Ich hätte nicht gedacht, dass der Kamerad, der bei der EM im Vorlauf ausgeschieden war, so gut gegendrücken konnte. Ich habe immer die Zwischenzeiten verfolgt, aber da ich nach fünf Hindernisrennen zuletzt auch noch ein sehr schnelles und hartes Rennen zu verkraften hatte, musste ich bei Zoghlami schon ganz schön gegenhalten. Als Hindernisläufer braucht man einmal mehr an Erholungszeit und so war mein Sieg beim Goldenen Oval am Ende schon sehr harte Arbeit. Aber, wie gesagt, es gab für mich nur den Sieg!
BwSportMag: Deinen unbedingten Willen zum Sieg konnte man in der Tat hautnah miterleben! War damit so etwas wie die persönliche Einweihung Deines neugestalteten Stadions vollzogen, der erste große internationale Wettkampf als ritueller Akt, gewissermaßen Deine Athletentaufe?
Bebendorf: Ja, auf jeden Fall! Die Woche vor dem Goldenen Oval war ohnehin sehr wild für mich. Schließlich gab es 70 Jahre Elitesportschule in Dresden zu feiern. Da war ich auch ein gefragter Mann und als ehemaliger Sportschüler habe ich der Sportschule auch viel zu verdanken. Die vielen Termine, die ich wegen des Jubiläums wahrnehmen musste, die waren schon sehr stressig. Das setzte mich noch mehr unter Druck, beim Golden Oval zu gewinnen. Nach dem klaren Sieg ist erst einmal ein Riesenbrocken von mir gefallen! Und jetzt genieße ich die Saisonpause beim Interview hier mit Dir im Dresdner Altstadtcafé auch total.
BwSportMag: Karl, die erste Staffel ‚LaufCampus.24‘ für MBDA, den innovativen oberbayrischen Technologietreiber und Lenkflugkörperbauer in der Verteidigungsindustrie, nähert sich dem Ende – wie ist Dein Fazit nach unseren gemeinsam moderierten Sportevents?
Bebendorf: Ich fand es klasse, wie viele Laufbegeisterte bei MBDA arbeiten, wie interessiert sie unseren jeweiligen Schwerpunktthemen gefolgt sind und wie engagiert sie auch unseren Praxisanteilen gefolgt sind. Ich finde, es gibt hier wirklich ein breites Interesse am Laufsport und an der Bewegung insgesamt, was ich natürlich nur befürworten kann. Egal, ob gutes oder schlechtes Wetter, es waren immer die gleichen Gesichter dabei und wir haben bei der Laufpraxis ja beide gemerkt, dass die Teilnehmer immer wieder neue Bewegungsprofile dazulernen wollten.
Ausdauersport als Lebensphilosophie
BwSportMag: Laufsport ist unsere Lebensphilosophie und Ende 2023 sind wir beide als Mentoren für MBDA im BGM unter dem Label ‚LaufCampus.24‘ an den Start gegangen: Du, als prominenter DLV-Nationalkader-Athlet, nun offiziell als MBDA Sport- und Laufbotschafter. In den Symposien konnten wir sehr persönliche Erfahrungen sammeln. Ist das MBDA LaufCampus-Konzept – nun in der zweiten Staffel als ‚LaufCampus.25‘ – aus Deiner Sicht aufgegangen und geht davon eine unternehmenskulturelle Vorbildfunktion für konkret erlebbares BGM aus?
Bebendorf: Ich denke, BGM-Sportkonzepte wie das MBDA-Format ‚LaufCampus.25‘ sind für jedes moderne Unternehmen relevant. Auch weil wir beide LaufCampus.24 mit unserer breiten sportartspezifischen Expertise und trainingsmethodischen Kompetenz fachlich optimal begleiten konnten. Bewegung und Sport sind für jeden Mitarbeiter wichtig. Ich finde der Laufsport liefert einen großartigen Beitrag zur gesunden Lebensführung und zu Gesunderhaltung des Körpers.
Gerade, weil vom gesundheitsorientierten Laufen – anders als bei Risikosportarten – keine Schädigung des Körpers ausgeht, wenn man nichts verkehrt macht. Aber hier setzen wir beide als Laufspezialisten ja auch grundsätzlich an. Routinierte Sportler wie wir, geben hier gezielt Hilfestellung und arbeiten hier ebenso an der Fehlervermeidung. Verletzungsfrei zu bleiben, rangiert deshalb auch ganz oben auf unserer Vermittlungsarbeit.
Laufsport liefert großartigen Beitrag zur gesunden Lebensführung
BwSportMag: Neben unseren Exkursen in die Sport- und Ernährungswissenschaft, die Sportmedizin und die Trainingslehre konnten wir mit unserer Frage-Antwort-Moderation tief in Deine Wettkampfhöhepunkte 2024 blicken – ganz vorne Dein furios erstrittenes EM-Bronze in Rom. Was nimmst Du nach der ersten LaufCampus-Serie als MBDA-Sport- und Laufbotschafter als persönlichen Erfahrungsschatz in Deine Heimat nach Dresden mit?
Bebendorf: Für mich war es schön, in Schrobenhausen auf so viele begeisterte Gesichter zu stoßen. Und damit einfach der Gesellschaft nahbar zu sein! Raus aus der tagtäglichen Bubble, in der man als Sportler sonst wie gefangen lebt. Und auch mal weg von den eigenen Problemen zu sein und die Realität außerhalb des Trainings zu spüren und dabei Sinnvolles zu vermitteln – dass tut einfach gut! Da geht es eben auch darum, was den Laufanfänger bewegt, was den Freizeitläufer bewegt oder den engagierten Laufsportler, der ausdauernder und schneller werden will. Da kann ich dann wertvolle Tipps geben und echte Hilfestellung leisten.
BwSportMag: Das Konzept LaufCampus.24 bewegt sich definitiv im Nachfragehoch. Der Start der zweiten Staffel, nun als ‚LaufCampus.25‘, steht wie der Winter sprichwörtlich vor der Tür. Karl, mit welchen Gefühlen startest Du in die nasskalte Trainingsphase und was bietet uns die kalte Jahreszeit in puncto Themensetzung für die neue Staffel an läuferischer Programmatik?
Bebendorf: Nachdem wir mit LaufCampus.24 jetzt eine einjährige Kennenlernphase hatten, weiß ich natürlich schon recht genau, was unsere Laufteilnehmer insgesamt so bewegt. Also konkret, was deren grundsätzliche Ziele und persönlichen Motive sind. Da kann man generell schon ganz anders in die Vorbereitung gehen. Trotzdem bleiben wir für Neuteilnehmer, die zunächst reinschnuppern wollen, auch bei LaufCampus.25 Einsteiger-offen. Für die ‚alten Hasen‘ bieten wir von Mal zu Mal gerne auch zielgerichtetere Programme an. Das schließt das Erarbeiten von tendenziell stärker individualisierten Rahmentrainingsplänen mit ein.
Ebenso, wie die noch individuellere Trainingsunterstützung, die wir für alle Teilnehmer immer wieder mit neuen Impulsen verknüpfen wollen. Große Themenfelder, die bereits zur Sprache kamen, können wir bei LaufCampus.25 weiter aufsplitten und dabei insgesamt vertiefen. Neben personalisierten Empfehlungen in Richtung sich ähnelnder Laufgruppen, die sich mittlerweile ja auch herauskristallisiert haben, bietet die Winterphase als Zeit des Grundlagentrainings insgesamt die Chance die Basisausdauer aber auch die muskuläre Fitness spürbar zu verbessern.
BwSportMag: Karl, das hört sich nach einem echten Plan an! Danke für Deine interessante Vorschau zur Einstimmung! Ich freue mich, dass wir den MBDA-Mitarbeitern wieder guten Input für Ihre persönliche Laufphilosophie mit auf den Weg geben können, auf die zweite Staffel mit Dir und viele begeisterte ‚LaufCampusianer‘.
Bebendorf: Die Freude ist ganz auf meiner Seite!
BwSportMag: Karl, ein megaspannendes und erfolgreiches Jahr neigt sich für Dich dem Ende. Alles Gute für Deinen kommenden Perspektivwechsel, raus aus dem extremen Wettkampfdruck, verletzungsfrei bleiben, den Sport jetzt auch mal nur genießen und die Blicke für anderes schärfen!
Bebendorf: So ist es! Danke dir, Volker!
Die Fragen stellte der Berliner Sportjournalist Volker Schubert exklusiv für Bundeswehr Sport-Magazin.
Text und Fotos: Volker Schubert
Über den Autor:
Der Sportjournalist und Korrespondent Olympischer Spitzensport Volker Schubert ist ehemaliger, langjähriger Leistungssportamateur und bis in die 1990er Jahre erfolgreicher Berliner Langstreckenläufer, mehrfacher Berliner Meister, Deutscher Mannschaftsmeister, Deutscher Hallen-Bronze-Meister 3 mal 1.000 m Staffel, Berliner Polizeimeister im Crosslauf und Berliner Polizeimeister im Polizei-Dreikampf (3.000 m Geländelauf, 300 Meter Schwimmen, Schießen Olympische Ringscheibe). Als DLV-Lizenztrainer spezialisierte er sich besonders auf den Mittelstrecken- und Hindernislauf und arbeitete viele Jahre mit Nachwuchskaderathleten des Berliner Leichtathletik Verbands.
Während seines Studiums engagierte er sich als Wettkämpfer und Hochschulsportdozent der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht. Volker Schubert ist geprüfter Koronar- und Wirbelsäulengymnastik-Trainer des Landessportbunds Berlin. Sein Theorie- und Praxiswissen gab er unter anderem als Volkshochschuldozent und Trainer von Betriebssportgemeinschaften – darunter der Sparkasse Berlin und der Deutschen Rentenversicherung Bund – weiter. Die Profisportkarriere des DLV-Hindernisspezialisten und Sportsoldaten Karl Bebendorf begleitet der Sportjournalist seit über vier Jahren. Das LaufCampus-Format mit dem MBDA-Sportbotschafter Karl Bebendorf geht auf seine Initiative und konzeptionelle Ausrichtung zurück.