Drei Jahre ist es her, dass die deutschen Florettfechter in einem Mannschaftswettbewerb einer Europameisterschaft eine Medaille holten. Nach Bronze in Plovdiv 2009 wurde es in Legnano nun wieder Edelmetall.Etwas mühselig starteten Peter Joppich (CTG Koblenz), Benjamin Kleibrink (FC Tauberbischofsheim), Sebastian Bachmann und Andre Wessels (beide Sportfördergruppe der Bundeswehr Köln) in den Wettbewerb. Für die an zwei gesetzten Deutschen wurde die Ukraine zum ersten Prüfstein. Mit einem knappen 40:39 überstand man jene Ukrainer, war damit für das Halbfinale qualifiziert. Kritisch analysierte Bundestrainer Uli Schreck jenen Kampf: „Im Gefecht gegen die Ukraine hat die Mannschaft den Gegner zu leicht genommen. Wenn Du nicht mit der entsprechenden Spannung rein gehst, kann Dir so ein Kampf weggehen“.
Auch gegen Frankreich fehlte wohl noch einiges von der von Schreck geforderten Spannung. Die Franzosen wussten dies zu nutzen und siegten gegen das deutsche Team 45:31. In jenem Halbfinale verletzte sich der vierfache Weltmeister Peter Joppich am Knie, wurde vor dem kleinen Finale vorbeugend aus dem Rennen genommen. „Nichts gerissen, Olympia ist nicht in Gefahr“, konnte Peter Joppich später erleichtert nach einer ersten Untersuchung von Mannschaftsarzt Dr. Laun bekannt geben.
Damit stand plötzlich Andre Wessels als erster und zugleich letzter Fechter des abschließenden kleinen Finals gegen Russland in der Verantwortung. Und der löste, wie auch Benjamin Kleibrink und Sebastian Bachmann, seine Aufgabe gegen den EM-Dritten von Sheffield bravourös. In seinem Auftaktkampf überrannte er seinen Kontrahenten Artur Akhmatkuzin förmlich und brachte die deutsche Mannschaft mit 5:0 in Führung. In der weiteren Folge bauten die Deutschen den Vorsprung auf zeitweise bis zu 10 Treffer aus. Im letzten Gefecht der Begegnung gegen den neuen Europameister Alexej Cheremisinov nutzte dann der Bonner sein ganzes taktisches Geschick, brachte Cheremisinov schier zur Verzweiflung. Den 11 Treffern des Russen setzte Sportsoldat Andre Wessels neun entgegen und sicherte damit dem Herrenflorett-Team den dritten Rang. 33:38 musste sich Russland dem deutschen Erfolgs-Quartett am Ende geschlagen geben. „Da war sie dann da, die am Vormittag vermisste Spannung. Mit dem dritten Rang können wir daher ziemlich gut leben. Hut ab vor Andre und den anderen beiden, wie sie ihre Aufgaben gelöst haben“, stellte Uli Schreck danach erleichtert fest. Doch der Bundestrainer findet auch kritische Worte: „Um ehrlich zu sein, die EM war uns ein Dorn im Auge. Sie hat überhaupt nicht in die Olympiavorbereitung gepasst. Die beginnen wir jetzt in drei Tagen von Neuem“. Und er ergänzt: „Letztendlich ging es hier nur um Weltranglistenplätze. Wir haben unseren dritten Platz gefestigt und würden Italien als einem der Top-Favoriten erst im Finale begegnen“.
Text und Fotos: Olaf Wolf