Sportsoldatin Sabine Winter gewinnt mit Partnerin Solja die Doppel-Konkurrenz

Ein eingespieltes Doppel: Stabsgefreiter Wu Jiaduo und Oberfeldwebel Kristin Silbereisen, die Deutschen Meister und EM-Dritten, wurden Dritte im Doppel.

Ein eingespieltes Doppel: Stabsgefreiter Wu Jiaduo und Oberfeldwebel Kristin Silbereisen, die Deutschen Meister und EM-Dritten, wurden Dritte im Doppel.

Erfolgreiche German Open aus Veranstalter-Sicht: In drei von sechs Wettbewerben standen in Bremen Spieler des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) ganz oben auf dem Treppchen, darunter mit OGefr Sabine Winter in der Damen-Doppel-Konkurrenz eine Sportsoldatin. Winter und Partnerin Petrissa Solja, die zudem den U-21-Wettbewerb gewann, spielten sich in die Herzen der Zuschauer. Die EM-Dritten und Deutschen Meister, StGefr Wu Jiaduo/OFw Kristin Silbereisen wurden Dritte. Bei den Herren kam es zum mit Spannung erwarteten Traumfinale zwischen Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll. Der 24-jährige Ovtcharov setzte sich in der ÖVB-Arena gegen seinen Freund und Nationalmannschaftskollegen Boll in sechs Sätzen durch und gewann erstmals die German Open. Bei den Damen siegte die an Position eins gesetzte Weltranglisten-11. Shen Yanfei. Jiang Tianyi/Wong Chun Ting (Hongkong) sicherten sich den Titel im Herren-Doppel. Mehr als 10.000 Zuschauer verfolgten die Partien an den fünf Turniertagen. 2013 finden die German Open in Berlin statt, die Deutschen Meisterschaften in Bamberg.

Den German-Open-Titel Nummer fünf musste der bisherige vierfache Champion Timo Boll (Düsseldorf) diesmal seinem Kumpel überlassen. Der an Position zwei gesetzte Dimitrij Ovtcharov (Orenburg) gewann das Endspiel in sechs Sätzen. Nach 2011 (Brazil Open, Korea Open) und 2010 (Indian Open) war es sein vierter Einzeltitel auf der World Tour und der erste in Europa. „Es ist schön, dass hier ein Deutscher gewonnen hat. Bei mir hat das Feuer nicht mehr so gelodert. Er war pfiffiger, spritziger und ich konnte den Schalter nicht mehr umlegen. Es ist schon in Ordnung, dass Dima gewonnen hat. Er war heute der Stärkere, und das erkenne ich voll an“, zeigte sich der topgesetzte Europameister Boll als fairer Verlierer. „Ich wollte diesen Titel unbedingt. Timo hat ja schon ein paar Mal die German Open gewonnen“, sagte Ovtcharov, Europas Rekord-Gewinner bei den Olympiamedaillen. „Ein World-Tour-Turnier in Deutschland zu gewinnen, ist etwas ganz Besonderes. Und in so einem Finale auch noch Timo zu schlagen, ist noch spezieller. Es ist kein Olympia, aber trotzdem ganz groß.“

Erstes deutsches Finale seit 49 Jahren

Im ersten deutschen Finale seit 49 Jahren – zuletzt hatten sich Eberhard Schöler und Erich Arndt 1963 bei Internationalen Deutschen Meisterschaften gegenübergestanden – hatte Ovtcharov eine 2:0-Führung Bolls egalisiert. „Er hat besser aufgeschlagen, ich habe seine Bälle nicht mehr so gut gelesen und viele einfache Fehler gemacht“, befand Boll. „Nach dem schweren Halbfinale gegen Chuang habe ich gegen Timo erst gar nicht ins Spiel gefunden“, beschrieb Dimitrij Ovtcharov den Verlauf der ersten beiden Durchgänge. „Die beiden spielen komplett unterschiedlich. Bei Chuang geht es immer nur „Bumm, bumm, bumm“, und Timo hat dann diese enormen Spinvariationen. Als Timo bei seiner 2:0-Führung dann einen Kantenball zum 5:5 gemacht hat, dachte ich, das Spiel läuft komplett an mir vorbei, und ich habe mit mir gehadert.“ Doch dann habe er gespürt, er habe doch noch eine Chance. „Ich musste aggressiv von beiden Seiten spielen, und irgendwann ist mir das endlich gelungen.“ Nach vier weiteren Sätzen hatte er sein nächstes großes Ziel in diesem Jahr erreicht. Ovtcharov nahm neben dem Siegerpokal auch einen Scheck über 14.000 US-Dollar mit nach Hause, dem Zweitplatzierten Boll bleiben 7.000 US-Dollar.Im Halbfinale gegen den für Werder Bremen in der Bundesliga spielenden Taiwanesen Chuang Chih-Yuan hatte Ovtcharov schon kurz vor dem Aus gestanden. Im siebten und entscheidenden Satz wehrte der 24-jährige in starker Manier zwei Matchbälle ab und gewann 13:11. Timo Boll hatte im zweiten Halbfinale Gao Ning aus Singapur keine Chance gelassen.

Dimitrij Ovtcharov bezwang im Finale der German Open in Bremen seinen Freund und Nationalmannschaftskollegen Timo Boll in sechs Sätzen.

Dimitrij Ovtcharov bezwang im Finale der German Open in Bremen seinen Freund und Nationalmannschaftskollegen Timo Boll in sechs Sätzen.

Sportsoldatinnen Wu/Silbereisen auf Platz drei

Es war aus deutscher Sicht der schönste Erfolg bei diesen German Open, weil von kaum jemandem erwartet. Und er war so schön, weil Sportsoldatin Sabine Winter und Petrissa Solja mit ihrer Spielfreude und ihrer positiven Art das Publikum in der ÖVB-Arena in den Bann gezogen hatten. Im Finale machte das junge Duo da weiter, wo es in den letz­ten Tagen aufgehört hatte. Solja (18 Jahre)/Winter (20) zeigten gegen die auf dem Papier favorisierten Jiang Huajun/Lee Ho Ching (Hongkong) eine klasse Vorstellung, spielten druckvoll, aber auch raffiniert und sicher und riefen insbesondere in den knappen Situationen (Sätze drei und vier) ihr bestes Tischtennis ab. Die Zuschauer dankten es den beiden mit viel Applaus. „In so einem Spiel muss man auch mal was riskieren. Was für Bälle teilweise gespielt wurden, war echt unglaublich. Man freut sich, und es ist einfach schön“, betonte Solja nach dem mit hochklassigen Ballwechseln gespickten Doppel-Endspiel. Für das hier in Bremen perfekt harmonierende Siegerdoppel war es der erste große Erfolg auf der World Tour, mal abgesehen von Soljas Sieg im U-21-Wettbewerb. Feiern wollten die beiden ihren Triumph auch, aber nicht etwa mit einem Schlückchen Sekt, sondern mit Weingummi. „Wir wollen noch an den Haribo-Stand, das haben wir uns jetzt verdient“, sagte das Siegerduo unisono.
Im Halbfinale hatten Solja/Winter die Deutschen Meister und EM-Dritten Wu Jiaduo/Kristin Silbereisen ausgeschaltet. Wu und Silbereisen gehören ebenfalls der Sportfördergruppe der Bundeswehr an.

Sportsoldatin Sabine Winter (rechts) gewann mit Partnerin Petrissa Solja überraschend die German Open im Damen-Doppel.

Sportsoldatin Sabine Winter (rechts) gewann mit Partnerin Petrissa Solja überraschend die German Open im Damen-Doppel.

Für Petrissa Solja war es der zweite Titel bei den German Open. „Es ist wie ein Traum, ich kann das gar nicht glauben“, kommentierte die Linkshänderin. Mit Sabine Winter spielte sie schon in Jugendzeiten zusammen. Winters vorhandorientiertes Powertischtennis gepaart mit Soljas Händchen und Gefühl – das passt.

Gelegenheit, die besten deutschen Tischtennisspieler live zu erleben, gibt es auch im kommenden Jahr. Die German Open 2013 werden vom 13. bis 17. November in der Berliner Max-Schmeling-Halle ausgetragen. Bereits am ersten März-Wochenende (1. – 3. März) finden die Nationalen Deutschen Meisterschaften in der Stechert-Arena in Bamberg statt.

Text: DTTB, Florian Leidheiser
Fotos: DTTB, Manfred Schillings

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