Medaillen für deutsche Judoka

toelzer_andreasNeun Medaillen für deutsche Judokas bei den Militär-WeltmeisterschaftenEine wahre Medaillenflut konnten die deutschen Judokas bei den 35. Militär-Weltmeisterschaften in Astana (Kasachstan) verzeichnen. Zunächst gab es sowohl für die deutschen Frauen wie auch für die Männer jeweils Bronze im Team-Wettbewerb, bei den Einzelwettkämpfen verzeichnete das Medaillenkonto nach Beendigung der Wettkämpfe insgesamt zwei Silber- und fünf Bronzemedaillen. Bei den Mannschaftskämpfen gewannen die Männer den Kampf um Bronze gegen Algerien. Zuvor hatten sie gegen Brasilien verloren. Im Finale setzte sich Südkorea gegen Brasilien durch. Die Frauen siegten nach einer Niederlage gegen China um Bronze gegen Gastgeber Kasachstan. Gold gewann Brasilien im Finale gegen China.

Zehn deutsche Judokas waren bei den Einzelwettkämpfen am Start. Am ersten Tag gewann OG Sonja Wirth aus Aachen eine Bronzemedaille in der Klasse bis 48 kg. Ihre einzige Niederlage musste sie gegen die Olympiasiegerin Menezes aus Brasilien hinnehmen. Am zweiten Tag holte OG Alexander Wieczerzak aus Wiesbaden die Silbermedaille in der Klasse bis 81 kg. OG Nadja Bazynski aus Leverkusen erreichte in der Klasse bis 63 kg einen dritten Platz. HG Julian Kolein aus München kam in der Klasse bis 73 kg auf einen fünften Platz.

Am Abschlusstag gab es vier weitere Medaillen. In der Klasse bis 70 kg gewann HG Anne Lisewski aus Berlin die Silbermedaille. Auf dritte Plätze kamen HG Julia Tillmanns aus Mönchengladbach in der Klasse bis 78 kg, OG Carolin Weiß aus Berlin in der Klasse über 78 kg und HG Simon Glockner aus München in der Klasse bis 90 kg. Sven Heinle aus Fellbach wurde Fünfter in der Kategorie über 100 kg und OG Karl-Richard Frey  aus Leverkusen belegte in der 100-kg-Klasse Rang sieben.

teaser peters_sayidovDrei Bronzemedaillen für deutsche Soldaten bei den Judo-Weltmeisterschaften 

Rio de Janeiro war Austragungsort der Judo-Weltmeisterschaften. Sechs Angehörige der Bundeswehr gehörten zum deutschen Team.

HptFw Andreas Tölzer hatte vor den Weltmeisterschaften angekündigt, dass er seine Wettkampfkarriere nach den Titelkämpfen beenden werde. Zum Abschluss peilte er noch einmal eine Medaille an. Es wurden sogar zwei. Er sicherte sich Bronze sowohl im Einzelwettbewerb wie auch mit der Mannschaft. Mit diesen Erfolgen gehört er ohne Zweifel zu den erfolgreichsten deutschen Judokas in diesem Jahrtausend. Acht Medaillen bei Europa-, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen – eine solche Bilanz haben nur wenige Athleten vorzuweisen.

Der Schwergewichtler gewann seinen ersten Kampf gegen Martin Padar aus Estland souverän. Padar flüchtete schon beim ersten Angriff von Tölzer in die Bodenlage und geriet in einen Haltegriff. Der Mönchengladbacher konnte so eine Yuko-Wertung verbuchen, jedoch entkam sein Kontrahent in dieser Situation noch einmal. Im weiteren Verlauf erhielt der Kämpfer aus Estland vier Bestrafungen, die den Kampf beendeten. Im Achtelfinale legte der 33-jährige Berufssoldat nach einer knappen Minute Joseph Bebeze aus Kamerun auf die Matte, erhielt Wazaari und beendete den Kampf mit anschließendem Haltegriff. Gegen Faicel Jaballah aus Tunesien ging es wiederum in die Bodenlage. Andreas konnte seinen „Tölz-Umdreher“ anwenden und beendete den Kampf vorzeitig. Im Halbfinale trafen die beiden Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele von London aufeinander. Andreas Tölzer und Rafael Silva aus Brasilien agierten sehr vorsichtig, um nicht vom Gegner gekontert zu werden. Zunächst erhielten beide Kämpfer eine Bestrafung, Andreas Tölzer eine weitere. Mehr passierte nicht mehr, so dass der Brasilianer in das Finale einzog, für den Mönchengladbacher blieb noch die Chance im „kleinen Finale“ auf die Bronzemedaille.

Die Begegnung um den dritten Platz zwischen Andreas Tölzer und dem Russen Alexander Mikhaylin war sicherlich kein schöner Kampf. Der Griffkampf dominierte und es gab keine technischen Höhepunkte. Am Ende hatte Mikhaylin drei Strafen auf seinem Konto, Tölzer zwei. Für den DJB-Starter war der Gewinn der Bronzemedaille bei diesen Weltmeisterschaften ein gelungener Abschluss seiner sehr erfolgreichen Wettkampfkarriere. Nach seinem letzten Kampf zog er Bilanz: „Ich bin wahnsinnig froh und stolz darauf, hier mit der Bronzemedaille meine Karriere erfolgreich beenden zu können. Meinen letzten Einzelwettkampf, den ich in meinem Leben gemacht habe, mit einem Sieg zu beenden, ist wahnsinnig schön. Ich freue mich auf die Medaille und den Robinson-Club, den ich mir damit auch verdient habe.“ Bei den Mannschaftskämpfen am Abschlusstag der Weltmeisterschaften betrat er dann ein weiteres Mal in Rio die Matte. Beim 3:2-Sieg gegen Gastgeber Brasilien traf „Tölz“ auf den Vize-Weltmeister Rafael Silva, gegen den er am Vortag im Halbfinale unglücklich verloren hatte. Beim Stand von 2:2 glückte die Revanche, der Nordrhein-Westfale konnte eine Wertung erzielen, den Brasilianer mit Haltegriff auf der Matte festlegen und den Siegpunkt beisteuern.

U (FA) Dimitri Peters ging in der Kategorie bis 100 kg an den Start. Er dominierte den Kampf gegen Renan Nunes aus Brasilien und erreichte die zweite Runde. Chancenlos war Sergio Garcia aus Mexiko gegen den DJB-Athleten. Nach 34 Sekunden siegte Peters durch Außensichel. Dimitri Peters und Elmar Gasimov aus Aserbaidschan, Dritter in diesem Jahr beim World Masters in Tyumen, tasteten sich im Achtelfinale in der ersten Kampfminute vorsichtig ab. Dann folgte ein starker Uchi-mata des Niedersachsen, bei dem sich Gasimov noch auf den Bauch retten konnte. Der Kämpfer aus Aserbaidschan hatte dem Deutschen nicht viel entgegenzusetzen und erhielt zwei Bestrafungen für Inaktivität. Ein Yuko von Peters sorgte am Ende für die Entscheidung. Der Viertelfinalkampf zwischen den beiden Olympia-Dritten Dimitri Peters und Henk Grol aus den Niederlanden verlief sehr ausgeglichen. Die Entscheidung zugunsten des Niederländers fiel durch zwei Bestrafungen für den DJB-Kämpfer. Dimitri Peters machte in der Trostrunde gegen Ramziddin Sayidov aus Usbekistan einen starken Kampf. Von Anfang an übernahm er die Initiative und setzte seinen Kontrahenten unter Druck. Doch dieser hielt dagegen und erzielte eine Yuko-Wertung. Beide Kämpfer versuchten die Entscheidung herbeizuführen. Erst 20 Sekunden vor Ende des Kampfes gelang dem Rotenburger eine Wazaari-Wertung. Im anschließenden Haltegriff gab der Usebeke auf. Um Bronze ging es gegen Soyib Kurbanov aus Usbekistan. Schon in der ersten Kampfminnute zeigte der Niedersachse zwei starke Ansätze. Einen weiteren Ansatz konterte Kurbanov aus und erhielt dafür Yuko. „Dima“ machte einen starken Kampf, gab trotz Rückstand nicht auf und warf Sekunden vor Schluss mit einem Schulterwurf. Hierfür gab es Wazaari und die hoch verdiente Bronzemedaille für eine tolle Leistung an diesem Tag.

roper_malloyDass U (FA) Miryam Roper zur Weltspitze in ihrer Gewichtsklasse gehört, hatte sie in den letzten Monaten mit zahlreichen Platzierungen bei internationalen Turnieren immer wieder bewiesen. Auch in Rio konnte sie diese Klasse mit dem Gewinn einer Bronzemedaille in der Kategorie bis 57 kg bestätigen. Sie begann den Wettkampftag mit einem ungefährdeten Sieg in der zweiten Runde gegen die Chinesin Xiangdong Li. Auch gegen Kifayat Gasimova aus Aserbaidschan zeigte die Leverkusenerin eine souveräne Leistung und beendete die Begegnung vorzeitig mit einer Hebeltechnik. Im Viertelfinale gegen Marti Malloy aus den USA schien alles nach Plan zu laufen. Miryam übernahm die Initiative und ihre Kontrahentin erhielt zwei Bestrafungen. Doch dann gelang der Dritten der Olympischen Spiele von London eine Selbstfalltechnik, die den Kampf zugunsten der US-Amerikanerin beendete.

In der Trostrunde setzte Miryam Roper ihre souveräne Vorstellung der ersten beiden Kämpfe fort und brachte auch gegen Camila Minakawa aus Israel ihre Spezialtechnik wiederholt zum Einsatz. Im Kampf um die Bronzemedaille setzte die 31-jährige Sportsoldatin ihre Gegnerin Automne Pavia aus Frankreich, Dritte der Olympischen Spiele von London und amtierende Europameisterin, von Anfang an unter Druck. Die Französin zeigte sich gut eingestellt auf die Angriffe der Deutschen. „Mimi“ wechselte die Technik und erhielt zunächst eine Wazaari-Wertung, die jedoch in einen Ippon umgewandelt wurde. Die Bronzemedaille war ihr nicht mehr zu nehmen.

Nach ihrem Medaillengewinn freute sich die 31-Jährige: „Ich bin überwältigt. Ich habe mich den ganzen Tag nicht so toll gefühlt und das es jetzt doch zu Bronze gereicht hat, ist so geil!“

HG Jasmin Külbs war die deutsche Starterin in der Klasse über 78 kg. Die 21-jährige Sportsoldatin war gegen Maryna Slutskaya aus Weißrussland stets die Aktivere. Slutskaya erhielt drei Bestrafungen, die nach der vollen Kampfzeit für die Entscheidung sorgten. Im Kampf gegen Idalys Ortiz aus Kuba, Olympiasiegerin von London, gab es keine Wertungen. Die Entscheidung fiel nach fünf Minuten Kampfzeit durch die Bestrafungen. Leider hatte Külbs zwei Shido und die Kubanerin eine. Ortiz siegte mit dem Bonus einer Olympiasiegerin, denn auch sie hätte durchaus noch weitere Bestrafungen in der Begegnung erhalten können. In ihrem Trostrundenkampf gegen Jung Eun Lee aus Südkorea überließ Külbs ihrer Gegnerin zu sehr den Kampf und erhielt zwei Bestrafungen. Die Koreanerin erzielte zwei Wertungen, die kampfentscheidend waren. Für Jasmin Külbs blieb damit Rang sieben.

maresch_stevensU (FA) Sven Maresch siegte in der Klasse bis 81 kg gegen Leopoldo Tanque aus Mosambik und Travis Stevens aus den USA, den Fünften der Olympischen Spiele von London. Damit erreichte er das Achtelfinale. Der Kampf gegen Alain Schmitt aus Frankreich, Zweiter beim diesjährigen Grand-Slam-Turnier in Baku, wurde vom Griffkampf dominiert. Der Franzose machte hierbei immer einen leicht überlegenen Eindruck, was sich am Ende in den Bestrafungen wiederspiegelte. Das Ausscheiden von Sven Maresch war ein wenig unglücklich.

OG Alexander Wieczerzak gewann in der Klasse bis 81 kg  gegen Meshal Sheaibi aus Kuwait.  Gegen Victor Penalber aus Brasilien hatte der 22-Jährige Wiesbadener in diesem Jahr bei den Militär-Weltmeisterschaften in Astana im Finale verloren. Auch bei den Weltmeisterschaften in Rio behielt der Brasilianer vor heimischem Publikum die Oberhand und sorgte für das vorzeitige Aus von Wieczerzak.

Für den Deutschen Judo-Bund (DJB) waren es die erfolgreichsten Weltmeisterschaften seit zehn Jahren: Eine Silber-, vier Bronzemedaillen und zwei weitere siebte Plätze in den Einzelwettbewerben sowie Bronze im Teamwettbewerb der Männer. Damit übertrafen die Deutschen die Zielvorstellung von zwei Medaillen deutlich. „Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Fünf Medaillen in den Einzelkonkurrenzen bei der WM nach den Olympischen Spielen ist mehr als eine Bestätigung der Resultate von London“, bilanzierte DJB-Präsident Peter Frese.

Text: Erik Gruhn
Fotos: Reinhard Nimz

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