Vom 5. bis 9.November 2014 war Bremen die internationale Karate Welthauptstadt. Über 1.000 Athleten aus 116 Ländern reisten in die Hansestadt um sich im Wettkampf um insgesamt 16 Weltmeistertitel zu messen. Fünf Tage lang platzte die ÖVB mit täglich zwischen 6.000 und 10.000 Karate-Begeisterten aus der ganzen Welt fast aus allen Nähten.
Für die Gastgeber-Nation gingen in dem 30-köpfigen Team auch sieben Soldaten der Sportfördergruppe der Bundeswehr an den Start. Der Leiter der Sportfördergruppe Mainz, Stefan Kainath reiste eigens für die Veranstaltung nach Bremen um sich vom Leistungsvermögen der Bundeswehrsportler ein Bild zu machen. Die Reise zu dem größten Karate-Event im Jahr 2014 sich mit insgesamt drei Medaillen bezahlt machen.
Sophie Wachter gewinnt WM-Gold mit dem Kata-Damen Team (Formenlauf)
Mit Italien, Spanien, Serbien und Ägypten standen dem Deutschen Damen-Kata-Trio, dem die Sportsoldatin HG Sophie Wachter angehörte, auf dem Weg zu einer WM-Medaille zahlreiche hochklassige Teams gegenüber.
Schon in der ersten Runde, im Kampf mit dem mehrfachen Europameister aus Italien, galt es, sofort hundert Prozent und mehr zu geben, um sich nicht gleich nach den Vorrunden zu verabschieden. Den ersten Auftritt von Sophie Wachter, Jasmin Bleul und Christine Heinrich, bewerteten die Kampfrichter mit 3:2 zugunsten der deutschen Auswahl und die erste Sensation im Kata Damen-Teamwettbewerb war perfekt.
Getragen von einer weltmeisterlichen Stimmung in der Halle gestalteten die drei Frankfurterinnen auch die Begegnungen mit Peru und Spanien siegreich. Mit dem Auftritt ihres Lebens sicherten sich die drei Schützlinge von Bundestrainer Efthimios Karamitsos gegen die Ibererinnen den Einzug in das WM-Finale und einen festen Platz in den Karate-Geschichtsbüchern.
Dank einer ausdrucksstarken Kata „Gangaku“ gelang Team Deutschland ein hervorragender Einstieg in das Finale gegen Japan. Mit Szenenapplaus und großem Jubel kommentierte das Publikum auch die Kata-Anwendung (Bunkai) der Deutschen Damen, das sich mit präzisen Techniken, spektakulären Würfen und großem Kampfgeist auszeichnete. Vielleicht setzte diese überzeugende Vorstellung die nachfolgenden Japanerinnen bereits vor ihrem Start etwas unter Druck.
Denn nach einer nahezu perfekten Kata Darbietung missglückten dem Trio Kashioka, Kimura und Morioka zwei Passagen der Technikanwendung. Als dann im Anschluss der Pfiff des Hauptkampfrichters ertönte und drei rote Fahnen und nur zwei blaue Fahnen in Richtung der Hallendecke der ÖVB-Arena gestreckt wurden, sah man in den Gesichtern von Sophie, Jasmin und Christine zuerst Verwunderung und erst nach einigen Augenblicken langsam die Gewissheit. „Wir haben es geschafft! Wir sind Weltmeisterinnen!“ Die vielen Strapazen, Entbehrungen und Anstrengungen der letzten Monate und Jahre – In einem Moment fiel alles von Jasmin Bleul, Sophie Wachter und Christine Heinrich ab und wich unglaublicher Freude.
3.Platz Kumite Herren -75kg: Noah Bitsch (Freikampf)
In absoluter Top-Form präsentierte sich der Unteroffizier Noah Bitsch in der WM-Kategorie mit der stärksten Konkurrenz. Insgesamt 75 Athleten aus aller Welt bestimmten im Mittelgewicht die Wettkämpfe auf einem sehr hohen Niveau. Bis zum Halbfinale, nach Siegen gegen Reounodji/Tschad (8:0), Kohegyi/Ungarn (6:0), Dona/Frankreich (3:0), Scott/USA (3:0) und Bouaboub/Algerien (0:0, Sieg im Pflichtentscheid) gab der Thüringer Karateka keinen einzigen Punkt ab.
Den Weg in das Finale verstellte Noah Bitsch dann aber der zweimalige Weltmeister Luigi Busa aus Italien. Nach knapp drei ausgeglichenen Minuten ohne entscheidende Aktionen, werteten die Kampfrichter eine missglückte Fausttechnik des Südeuropäers als Punkt und entschieden somit die Begegnung zu Ungunsten des Deutschen. Die denkbar knappe Niederlage schien den Waltershäuser aber eher zu noch größerem Einsatz anzustacheln. Der international sehr erfahrene türkische Kämpfer Serkan Yagci fand in der Begegnung um die Bronzemedaille überhaupt kein Rezept gegen den wie im Rausch kämpfenden Deutschen. Noah Bitsch erzielte Wertung um Wertung und ließ einen zuweilen rat- und hilflosen Gegner zurück. Nach dem Ende der regulären Kampfzeit war die Begegnung mit 14:7 entschieden und das deutsche Publikum feierte seinen überglücklichen WM-Helden der sich mit seiner Bronzemedaille für eine sehr starke Leistung belohnte.
Kumite Team Herren
Die beiden Unteroffiziere Jonathan Horne und Noah Bitsch sowie der OG d. R. Heinrich Leistenschneider zählten in der siebenköpfigen deutschen Kumite-Mannschaft zu den wichtigsten Stützen. Gegen Polen, Kasachstan und Russland gingen die drei Sportsoldaten vorwiegend siegreich von der Kampffläche und bestimmten auch beim 3:0-Erfolg gegen den Mitfavoriten Ägypten das Geschehen.
Wie es in keinem Drehbuch hätte besser geschrieben sein können, kam es dann im Halbfinale zum Gipfeltreffen zwischen Deutschland und der Türkei. Der mehrfache Welt- und Europameister stand einer hervorragend motivierten Gastgeber-Nation gegenüber. Auch hier zeichneten sich Bitsch, Horne und Leistenschneider mit spektakulären Wertungen und großem Kampfgeist aus und ebneten Erfolg gegen die Türkei.
Mit aller Entschlossenheit und der Unterstützung der Mannschaft und der Fans im Rücken entschieden Jonathan Horne und Noah Bitsch ihre Begegnungen für sich und übergaben die finale Entscheidung in die Hand von Heinrich Leistenschneider. Dass der Bayer als absoluter Teamkämpfer der entscheidende Mann für die besonderen Augenblicke ist, bewies er bereits mehrere Male zuvor. Auch in diesem WM-Halbfinale gegen den amtierenden Europameister -84kg, Gökhan Gündüz, überraschte Heinrich mit großem Kämpferherz und technischer Finesse.
Trotz türkischer Proteste und Versuche den Deutschen sogar mittels eines Laserpointers zu irritieren, erzielte Leistenschneider die entscheidenden Wertungen zu seinem 9:3-Sieg und belohnte sich und seine Teamkameraden mit dem verdienten Ticket zur WM-Endrunde.
Mit dem Iran stand den Deutschen in der letzten Finalbegegnung der Weltmeisterschaften ein erwartungsgemäß sehr kampfstarker Kontrahent gegenüber, der sich in seinen Pool mit Frankreich, Weißrussland und Japan klar durchsetzen konnte. Nach vier hochklassigen Begegnungen, mit vielen hohen Wertungen stand es nach Siegen Unentschieden, wobei Noah Bitsch und Jonathan Horne einen knappen Punktvorsprung für die Deutsche Auswahl erreichen konnten. Die letzte Begegnung zwischen Heinrich Leistenschneider und seinem iranischen Gegenüber Saeid Ahmadikaryani war dann kaum noch an Spannung zu überbieten. Seine 1:0-Führung konnte der Straubinger leider nicht die komplette Kampfzeit verwalten.
Heinrich legte alles in die Waagschale, doch am Ende ging die Begegnung doch zugunsten der Iraner aus. Mit einer überzeugenden Leistung, einem denkbar knappen Kampfausgang und fairer Anerkennung der Leistung der Konkurrenz verabschiedete sich das Deutsche Herren-Team von einem tollen Publikum in Bremen. Das deutsche Team, mit insgesamt drei Sportsoldaten der Bundeswehr, hatte damit eine erfolgreiche Weltmeisterschaft mit ihrer Mannschafts-Silbermedaille hervorragend abgerundet.
Die Weltmeisterschaften in Bremen waren ein außerordentlicher Erfolg. Dank der Unterstützung der Sportfördergruppe der Bundeswehr hatten die Leistungsträger von Team Deutschland optimale Bedingungen, um sich auf die Wettkämpfe an der Weser vorzubereiten und zahlten das große Vertrauen mit hervorragenden Ergebnissen zurück.
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Text/Bilder: Christian Grüner