Über 80 Boxerinnen und Boxer aus neun Nationen folgten einer Einladung des DBV, um sich an der Sportschule in Hennef auf die European Games vorzubereiten. Die DBV-Boxer hatten am 31. Mai in Hennef Quartier bezogen und fliegen am 11. Juni von hier aus zu den Euro-Games.
Der leitende Disziplintrainer, Dr. Harry Kappell, ließ 26 Athletinnen und Athleten anreisen. Stuffz. Araik Marutjan, Uffz. Artem Harutyunyan, HG Serge Michel, und OG Xhek Paskali, nominierte er kurzfristig nach. Deren geplanten Boxkämpfe hatten sich um eine Woche verschoben. Damit trainierte fast das gesamte Team des Deutschen Boxsportverbands zusammen.
„Die taktische Umsetzung der individuellen Schwerpunkte“ war die Überschrift des Trainingsplans.
Im Klartext hieß dies: Video-Analyse der täglichen Sparringeinheiten gegen die anderen Länder. Die gewonnenen Erkenntnisse in die Trainingspläne eines jeden Boxers einarbeiten und umsetzen.
Kappell und seine Kollegen arbeiteten zwölf bis vierzehn Stunden am Tag, denn jeder der DBV-Trainer trug die Verantwortung für vier bis sechs der Kaderboxer.
Die Mühen haben sich gelohnt, das war nicht nur die Meinung der deutschen Sportler und Trainer. „Eine so große Auswahl an erstklassigen Sparringspartnern habe ich selten erlebt“, sagte Hollands Bondscoach, Hennie van Bemmel.
Aserbaidschan hat die Ehre, die Premiere der European-Games auszurichten. Vom 12. Juni bis zum 28. Juni finden sie erstmalig in dessen Landeshauptstadt Baku statt.
Und in Baku geht es insbesondere für die Männer zur Sache. Wer sich dort einen Podestplatz erkämpft, ist bei der Weltmeisterschaft in Qatar dabei und hätte den ersten Schritt in Richtung Olympia-Qualifikation getan.
Mit dem DBV wird bei den Euro-Games zu rechnen sein. Das zeigen die zugewiesenen Quotenplätze des europäischen Boxverbands. Deutschland erhielt das Recht 15 Teilnehmer zu nominieren und hat in jeder Gewichtsklasse einen Faustkämpfer am Start, sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern. Nur solche Topnationen wie England, Russland und Aserbaidschan sind ebenfalls in jeder Klasse vertreten.
Natürlich wollen alle Deutschen eine Medaille erringen. Doch Kappell hat die Weichen für einen sportlichen Neuanfang gestellt und fliegt mit einer ganz jungen Staffel nach Baku. Bei den Titelchancen konkret zu werden, fällt dem promovierten Sportwissenschaftler schwer. Er hofft, dass sich mindestens zwei bis drei seiner Kämpfer unter die letzten Drei boxen werden. Die „jungen Wilden“ sind allerdings auch immer für eine Überraschung gut.
Text und Fotos: Wolfgang Wycisk