Der Watzmann ist der dominante Berg der Berchtesgadener Alpen. Jeder, der ihn überschritten hat, wird sich an die Herausforderung und die spektakuläre Natur erinnern. Im Juli stellte sich die zweite Kompanie des Gebirgsaufklärungsbataillons 230 aus Füssen mit allen verfügbaren Soldatinnen und Soldaten dem Watzmann.
Die dreitägige Überschreitung war der Höhepunkt der Gebirgsausbildung im Sommer. Die Gebirgsaufklärer legten damit ihr Gebirgsleistungsabzeichen ab, welches traditionell in der Gebirgsjägerbrigade 23 „Bayern“ von allen Soldatinnen und Soldaten gefordert wird. Um die besten Chancen auf den alpinen Erfolg der Kompanie zu sichern, entschloss sich der Kompaniechef und Heeresbergführer Hauptmann Patrick Rosar zu einer zweiwöchigen Vorausbildung. Seine Kompanie erklomm etliche Gipfel der Ammergauer Alpen und Tannheimer Berge. Die Gebirgsaufklärer sammelten dabei über 5.000 Höhenmeter und viel Erfahrung auf den Klettersteigen der Köllenspitze und des Tegelbergsteigs mit den Schwierigkeitsgraden C und D, also schwierig und sehr schwierig. In diesen Schwierigkeitsbereichen brauchen die Kletterer viel Kondition und genug Kraft in Armen und Händen, weil längere senkrechte bis
überhängende Stellen auftreten können. „Das ist ein strammes Programm für die Soldaten, da muss ich das Risiko im Auge behalten“, sagt Hauptmann Rosar, „ich habe deshalb Leistungsgruppen eingeteilt, die von den Ausbildern dann entsprechend gefordert, aber nicht überfordert werden.“
Die Watzmannüberschreitung selbst stemmte die Kompanie in drei Tagen. Los ging es gegen Mittag an der Wimbachbrücke. Bei bestem Wetter gelang der Aufstieg mit 1.300 Höhenmetern bis zum Watzmannhaus (1.915m). Marschbeginn war am Freitag um fünf Uhr morgens. Vom Watzmannhaus marschierten die Soldaten über das Hocheck (2.651m), die Mittelspitze (2.713m) auf die Südspitze (2.712m). Am Hocheck wurde bereits das Klettersteigset angelegt, um die dreistündige Kraxelei über drei Kilometer auf dem teilweise stark ausgesetzten Grat zu meistern. Letztendlich entschädigte am letzten Gipfelkreuz wie immer die Aussicht. Mit dem Ziel vor Augen gelang danach auch der zähe Abstieg ins Wimbachtal. Nach elf Stunden körperlicher Höchstleistung wurde der ausgewählte Biwakplatz erreicht. Hier überraschte die Kompanieführung ihre Soldatinnen und Soldaten: In Zusammenarbeit mit den Tragtieren der Gebirgsjägerbrigade 23 aus Bad Reichenhall hatte ein Dutzend Maultiere für die Gebirgsaufklärer aus Füssen Zelte, Verpflegung und sogar Grillgut zum Biwakplatz verbracht. Der zweite Tag konnte so mit einem kameradschaftlichen Grillabend ausklingen, bei dem die neuen sowie alte Erfahrungen geteilt wurden und jeder eine schöne Nacht unter dem Berchtesgadener Sternenhimmel genießen konnte. Endgültig hatten die Soldaten am dritten Tag nach weiteren acht Kilometern das Gebirgsleistungsabzeichen im Jahr 2015 erfolgreich abgelegt.
Die Soldatinnen und Soldaten durften unvergessliche Erfahrungen sammeln und haben alle die hohen körperlichen Anforderungen erfüllt. Der Kompaniechef ist froh, dass sich niemand verletzt hat: „Allen konnte ich ihr wohl verdientes Leistungsabzeichen verleihen.“
Text und Fotos: Gebirgsaufklärungsbataillon 230