Zwischenstation Dresden, Karl Bebendorfs Geburts- und Heimatstadt: Anfang Oktober 2020 und der Beginn eines sprichwörtlich sonnengoldenen Wonnemonats. Nachtzeit ist Startzeit, hieß es am ersten Spätsommerwochenende für ein ausdaueraffines Leichtathletik-Spektakel entlang reizvoll illuminierter Elbterrassen – ein läuferisches Happening, das spitzensportliche Klasse wie ambitionierte Masse nun schon zum elften Male vereinte. Für Sachsens Eliteleichtathleten, Karl Bebendorf, gestaltete sich sein Finale beim traditionsreichen Dresdener Nachtlauf schließlich zum wohl dosierten Temporitt. Am Ende eine Solovorstellung, bei der der hochtalentierte Hindernisspezialist zum unangefochtenen Start-Ziel-Sieg eilte. Läuferisch über historisch bedeutsame Alleen wie über die touristisch verlockenden Paradeplätze seiner Heimatstadt hinweg sportlich anspruchsvolle Präsenz zu zeigen, war dann auch jene Initialzündung für das lokalpatriotische Quäntchen mehr an Motivation, das Karl Bebendorf schon bei seiner fulminanten Startsequenz beflügelte. Als geborener Landeshauptstädter erstmals mit dem Bundeswehr-Label auf der Brust antretend, signalisierte sein Siegergold zugleich sei Debüt als frisch gebackener Sportsoldat. Dass der militärsportliche Einstieg exakt beim Dresdener Laufklassiker gelingen sollte, war für den rang wie schlank gewachsenen Sohn der architektonischen Elbschönheit letztlich eine Herzensangelegenheit.
Karl Bebendorf: Neues Feuer im Olymp der Sportfördergruppe Frankenberg
Die sozial attraktiven wie professionellen Rahmenbedingungen, über die der Deutsche Meister von 2019 sowie des Corona-Jahres 2020 seit September als Militärathlet nun im Olymp der Sportfördergruppe Frankenberg/Sachsen verfügt, sind absolut karriereentscheidende Weichenstellungen. Denn Arena-Kämpfer Karl Bebendorf will ganz nach oben. Auf seiner Spezialstrecke, den oftmals dramatischen Bahnrennen über die berüchtigten 3.000 Metern Hindernis, ist der 24-jährige Modellathlet mit der eleganten Sprungtechnik und dem bisweilen unwiderstehlichen Schlussantritt auf dem besten Weg, seine Tokioter Olympiaambitionen für 2021 in die Tat umzusetzen. So präsentiert sich der couragierte Freistaatsathlet insbesondere durch zielstrebige Härte gegen sich selbst, ausgefeilte Taktik-Raffinesse und unbeugsame Willensstärke gegenüber seinen Gegnern, wie die Analyse seiner vergangenen Rennverläufe und Kick-Down-Siege immer wieder verraten dürfte. Mit Blick auf die starke internationale Konkurrenz, will Karl Bebendorf in jedem Fall nichts anbrennen lassen. Keine Angst vor großen Namen, so sein mentales Rezept, mit dem Karl Bebendorf mit ebenso geballter wie wohl dosierter Trainingskonzeption ins Olympiajahr 2021 einsteigen will. Der Berliner Sportjournalist Volker Schubert interviewte den sympathischen und konsequent fokussierten Sachsenblitz wenige Minuten nach seinem Dresdener Nachtlaufsieg.
BwSportMag: Karl, zunächst einmal kameradschaftlichen Glückwunsch zu deinem unangefochtenen Start-Ziel-Sieg hier beim traditionellen Dresdner Nachtlauf. Heute alles unter Corona-Bedingungen und mit neuem Streckenparcours, aber gemäß ausgefeiltem Hygienekonzept des Veranstalters alles supersicher, sonst wäre die behördliche Genehmigung für den spannenden Elbflorenzer Laufevent ja auch ausgeblieben. Am Ende für dich ein wahrhaft goldender Oktobertag, der deinen Dresdener Soloritt durch die Dunkelheit dann auch mit der Nachtlauf-Goldmedaille krönte. Den von dir gelaufenen Parcours über 6,3 Kilometer konntest du laut elektronischer Zielmessung in 19:34 Minuten bewältigen, ein sehr gutes Ergebnis, wie ich seitens des Veranstalters hörte. Also, First-Impression-Report nach kurzer Verschnaufpause – wie hast du das Rennen als Dresdner Lokalmatador empfunden, denn nichtsdestotrotz, jeder Wettkampf hat ja seine eigenen Gesetze?
Karl Bebendorf: Der Dresdener Nachtlauf ist natürlich, wie jedes andere Nachtrennen, schon etwas ganz Besonderes. Gerade weil die Atmosphäre bei Dunkelheit grundsätzlich immer eher etwas Untypisches ist. Es macht zudem auch extrem viel Spaß auf so einer tollen Strecke zu rennen, besonders vor den angestrahlten Kulissen der eigenen Heimatstadt. Die Favoritenposition hat mich von Anfang an so ein bisschen alleine dastehen lassen, was wirklich schade war. Aber es hat sich wirklich keiner der Mitstreiter getraut mit mir mitzulaufen oder die Pace zu machen. Ich hätte mir gewünscht, mich zunächst bei jemandem aus der Konkurrenz reinhängen zu können. Aber da sich mit mir wirklich keiner anlegen wollte, war ich von Anfang an auf mich allein gestellt. Ich habe mir deshalb gesagt, ich mache jetzt mein eigenes Ding und bin dann halt doch einen ziemlich zügigen Kilometer-Schnitt durchgelaufen. Am Ende des Rennens war ich durchaus zufrieden, habe aber schon gemerkt, dass ich nun mal aus der Saisonpause komme und nicht mehr über den Stand verfüge, den ich zu Ende der Wettkampfphasen – also vor gut zwei Monaten – noch abrufen konnte.
BwSportMag: Was war vor dem Hintergrund dieses Formzustandes und des jetzigen Trainingszyklus der wesentliche Fokus, den du beim Dresdner Event in sprichwörtlicher Hinsicht reziprok ‚an die Nacht‘ legtest; vielleicht eine Standortbestimmung, eine Formüberprüfung oder ein bloßes Kontrastprogramm in Form eines Wettkampfs?
Karl Bebendorf: Weder eine Standortbestimmung, noch irgendein Formtest. Für mich ist das heute Abend ein recht intensiver Trainingslauf gewesen. Mein Trainer hat mir auch klar die Empfehlung ausgesprochen, dass ich hier locker laufen soll und nichts Großes aus meiner Startteilnahme machen solle. Und mit diesem Mindset bin ich dann auch an die Startlinie gegangen. Im Endeffekt eine schnelle Einheit über eine untere bis mittlere Langdistanz durchziehen und einfach Spaß dabei haben, so lautete meine heutige Devise. Das stand hier definitiv im Vordergrund, und das war während des Rennens dann auch immer meine Tempo-Richtschnur.
BwSportMag: Also ein schneller Trainingslauf mit impressionsreichem Wettkampfkick entlang der wunderschönen Dresdner Elbszenerie, quasi ein sportlich engagierter Fun-Run, richtig?
Karl Bebendorf: Ja, so zusammengefasst genau richtig – und wirklich, wie Du so treffend sagtest, ein sportlich engagierter Fun-Run!
BwSportMag: Die Laufevent-Macher um André Egger haben sich ja sehr viel Mühe gegeben, die Laufstrecke immer wieder kontrastreich zu illuminieren – mit diversen Leuchtgirlanden, mit Fackeln und Öllämpchen oder rötlich strahlenden Lichteffekt-Röhren. Wie hat dir dieses facettenreiche Lichtkonzept entlang des Pistenverlaufs, der ja überwiegend aus asphaltierten Radwegen und glatten Kraftverkehrsstraßen bestand, gefallen – setzt das im Kopf so etwas wie Beschleunigungseffekt frei, indem man sich läuferisch quasi von Lämpchen zu Lämpchen und von Lichtstation zu Lichtstation in die ebenso lichtstark inszenierte Zielgasse hangelt?
Karl Bebendorf: Ja, Du hast absolut Recht. Die Strecke rauscht irgendwie schon an einem vorbei, weil die Konturen nachts ja viel stärker verwischt sind. Man läuft teilweise wie in einem Tunnel und sieht dabei die Lichter an sich vorbeiflackern, das sind schon klasse Eindrücke. Die festen Anhaltpunkte, das volle Bild, das einem tagsüber ja so geläufig ist, verschwimmt halt viel mehr in der Dunkelheit. Die Beleuchtung irritiert aber auch ein bisschen, denn in der Nacht fühlt man sich immer ein wenig schneller, so empfinde ich das jedenfalls. Aber genau das macht die Spannung und den Reiz des Dresdener Nachtlaufs ja letztlich dann auch schon rein optisch auch aus. Purer Lauf-Spaß eben, wie ich und sicherlich auch die vielen Amateursportler und Freizeitläufer auch empfunden haben dürften!
BwSportMag: Karl, jetzt mal zum Stichwort ‚Wechsel deines sportlichen Markenzeichens‘, was zwar nicht Dein traditionsreichen Dresdener Sportclub 1898 aber deinen neuen ‚staatlichen Hauptsponsor‘ betrifft: du bist seit wenigen Wochen frisch gebackener Sportsoldat der Bundeswehr. War das heute auch dein erster Straßenlauf unter dem Label der Bundeswehr-Sportfördergruppe Frankenberg in Sachsen, wie fühlt sich das Debüt als Militärleichtathlet auf dem Siegertreppchen denn so an?
Karl Bebendorf: Ja, genau richtig! Das ist hier auf Dresdens Straßen natürlich auch meine erste große Präsenz unter dem Bundeswehr-Logo auf dem Wettkampfshirt meines Dresdener Traditionsclubs, mit dem ich mich ohnehin sehr verbunden fühle. Und, na klar, ich empfinde meinen Start mit dem Bundeswehr-Abzeichen auf der Brust schon sehr cool. Immerhin kann ich jetzt auch zu Recht behaupten, dass ich endlich Profisportler sein darf. Alles, was ich nun leistungssportlich abliefere, ist ab sofort Teil einer echten hauptberuflichen Arbeitssituation.
BwSportMag: Deine Eltern waren heute Abend das gesamte Rennen über präsent, begleiteten dich dabei nahe der Start-Ziel-Gasse und vis-à-vis der Siegertribüne. Ist das für dich ein besonderer sportlicher Ansporn, wenn Frau Mama und Herr Papa an deiner Rennpiste unmittelbar mitfiebern?
Karl Bebendorf: Meine Antwort mag im ersten Moment vielleicht etwas respektlos klingen: Dass mich meine Eltern begleiten, ist für mich nichts Besonderes. Meine Eltern sind grundsätzlich bei jedem meiner Wettkämpfe mit dabei, jedenfalls was die meisten deutschlandweiten Rennen betrifft.
BwSportMag: Helikopter-Eltern scheinen sie aber nicht zu sein, so mein Eindruck nach meinem kurzen Gespräch mit deiner durchaus sehr stolz wirkenden Mutter. Was ist das für ein Gefühl für dich, wenn der Sprössling unter ‚wohlwollender Beobachtung‘ steht?
Karl Bebendorf: Ja, auf jeden Fall ein echt gutes Gefühl! Das bedeutet mir schon sehr viel, dass meine Eltern da echt hinterher sind. Ich meine, ich bin mit meinen 26 Jahren klar auch selbstständig, und ich werde heute ja auch von meiner Freundin, die auch meinen Hund mit dabei hat, begleitet. Aber meine Eltern nehmen stets regen Anteil an meinen Rennen, und sie begleiten mich quasi seit meiner ersten Sekunde, in der ich begann, meine sportlichen Ambitionen zu entwickeln. Und sie sind auch wirklich brennend daran interessiert, zu erfahren, was ich bei meinen Rennen denn so alles an guten Laufleistungen abliefern kann.
BwSportMag: Nun mal zur Corona-Pandemie, den ersten Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen des Frühjahres und einer daraus resultierenden, teils holzhammerartigen Verhinderungsmentalität, was Laufsportveranstaltungen anging und die teils drakonischen Trainingseinschränkungen betraf, insbesondere mit Blickrichtung des olympischen Spitzensports in den Landesleistungszentren, den Bundesstützpunkten sowie hinsichtlich der Spitzensportanlagen im Freien. Auch die deutsche Leichtathletik-Szene musste unter den gesundheitspolitisch wie verfassungsjuristisch oftmals höchst umstrittenen staatlichen Corona-Schutzmaßnahmen massiv leiden. Die Sportveranstalter und Vereine reagierten daraufhin mit ausgeklügelten Hygiene-Konzepten, um die Covid19-Ansteckungsgefahren konsequent einhegen zu können.
Vorbildlich und richtungsweisend sei das Seuchenschutz-Programm des Deutschen Leichtathletik-Verbands während der 120. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Braunschweig gewesen, so das einhellige Urteil von Virologen und Hygieneexperten. Und auch beim Dresdener Nachtlauf – durch das sächsische Unternehmen ‚Laufszene Events‘, veranstaltet – rangierten Gesundheit und Infektionsschutz für die Laufsportler auf höchster Prioritätsstufe. Die Leichtathletik scheint hier eine wirksame, infektionsvermeidende Marschrichtung aufzuzeigen, die die Gesamtlage im Laufsportcluster deutlich entspannen könnte; wie hat Laufszene Events aus Sicht des mündigen Spitzensportlers den Dresdener Nachtlauf gemanagt, und wie beurteilst du den sächsischen Weg zur Pandemiebekämpfung?
Karl Bebendorf: Ich finde es echt klasse, welche intensiven Gedanken sich der Ausrichter Laufszene Events hier zum Gesundheitsschutz der Laufsportler gemacht hat. Insgesamt geht es sprichwörtlich darum, die sächsischen und letztlich auch die deutschen Laufevents in der Tat wieder zum Laufen zu bringen. Das ist beim heutigen Dresdener Nachtlauf aus meiner Sicht sehr vorbildlich gelungen. Am Ende muss die Stadtverwaltung Dresden die Läuferampel natürlich auf Grün schalten, aber das kann sie nur, wenn das Infektionsschutzkonzept eben auch wirklich passt. Die Laufszene Events suchte hier schon vor drei Monaten nach kreativen Gesundheitskonzepten, um das Laufsportgeschehen wieder tatkräftig anzukurbeln. Das begann zunächst bei ersten Trail-Lauf-Veranstaltungen am Rabenberg. Und zwar mit vollem Erfolg. Irgendwelche Covid19-Infektionen sind mir jedenfalls nicht bekannt.
Und auch die Infektionsrate beim Dresdener Nachtlauf dürfte klar bei null liegen. Insofern bin ich auch sehr stolz, dass wir hier in Sachsen nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern nach echten Lösungen suchen, um die Laufszene wieder nachhaltig zu beatmen. Den gleichen Stolz empfinde ich auch für meine Heimatstadt Dresden, die hier ausgesprochen positiv mitspielt. Es ist wohl die sächsische Mentalität, die dafür sorgt, dass die Probleme in die Hand genommen werden. Ein weinerliches ‚Nein‘, das schaffen wir nicht, das kommt für uns Dresdener nicht in Frage. Es werden Wege gefunden, und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich in so einer Stadt leben darf, in der trotz Corona-Pandemie wirklich etwas Sinnvolles bewegt wird, das die Freunde der Leichtathletik und des Laufsports wieder zusammenführt.
BwSportMag: Jetzt mal in die Richtung deiner kommenden spitzensportlichen Ambitionen geschwenkt. Was steht da ab 2021 auf der Agenda, und wie rollt sich dein Makrozyklus in der Trainingsgestaltung dafür in den nächsten Monaten aus; sicherlich doch mit einem engagierten Ausflug in die nationale und internationale Hallensaison, um dort richtig Speed zu tanken – oder?
Karl Bebendorf: Ich fange mal mit dem absoluten Mega-Ziel für 2021 an. Da stehen natürlich die verschobenen Olympischen Sommerspiele in Tokio an. In der beginnenden Herbstphase geht es meinem Trainer und mir darum, wieder ins härtere und konsequentere Training hineinzufinden. Dazu gehört natürlich ein schrittweiser und kontinuierlicher Aufbau, um vor allem auch durchgängig verletzungsfrei zu bleiben. Du hast vollkommen Recht: Mein erstes großes Zwischenziel steht natürlich mit der Hallensaison an. Die Rennen werden eine erste wichtige Formüberprüfung sein. Also, natürlich um unter Wettkampfbedingungen zu schauen, wie das Training denn so angeschlagen hat. Das wird wohl in gut vier Monaten bereits der Fall sein. Und daran schließt sich gleich die finale Vorbereitungsphase in Marschrichtung Tokio, wo es mit Hochdruck um die Olympia-Quali für Japan geht.
BwSportMag: Was sind Deine vorrangigen Hallenziele zu Jahresbeginn 2021: Feilen am Geschwindigkeitspotential über Unterdistanzstrecken wie die 800 Meter, 1.000 Meter oder die 1.500 Meter, und welche Bedeutung haben hier die 3.000 Meter Flachstrecke für dich, was haben wir da von Dir zu erwarten, Karl?
Karl Bebendorf: Die Frage ist völlig berechtigt und trainingsmethodisch absolut logisch. In den Jahren zuvor habe ich mich in der Halle oftmals über die kürzeren Distanzen geschlagen. Ja, ich bin sehr oft über die 1.500 Meter an den Start gegangen. Aber, ehrlich gesagt, die 1.500 Meter Mittelstrecke bereitet mir mittlerweile deutlich weniger Spaß. Das hängt schon auch mit den wesentlich kleineren Hallenkurven zusammen. Die Überholvorgänge in der Halle sind manchmal richtig schwierig, und schon bei leichten Rempeleien kann es zu heftigen Stürzen mit Verletzungen kommen. Das muss ich vor Olympia wirklich nicht haben! Deshalb werde ich mich in der Vorbereitung zur Hallensaison 2021 auf die längste Indoor-Strecke konzentrieren und klar auf die 3.000 Meter setzen. Diese speziellen Fähigkeiten brauche ich im Endeffekt auch über die 3.000 Meter Hindernis. Aber die wirklich sehr schnellen Unterdistanzläufe wird es in jedem Fall auch geben. Ich schätze, so einen Monat vor meinen geplanten Hauptwettkämpfen in der Halle. Da wird jetzt Richtung Unterdistanzen aber keine spezifische Vorbereitung gemacht. Vielleicht noch etwas Geld verdienen, bei dem einen oder anderen Hallenmeeting, das ist sicherlich drin. Also, im Grunde genommen, da wird das keine wirklich große Hallensaison für mich.
BwSportMag: Wir sieht es bei dir Richtung Spätherbst mit Starts bei den vielen Cross-Läufen, die viele Spitzenläufer ja für ihre gezielte Performance nutzen, aus? Da gibt es ja viele krumme Strecken mit kurzen Überdistanzen von viereinhalb bis acht Kilometer, steht da was bei Dir im Trainingskalender?
Karl Bebendorf: Die Crosslauf-Saison streiche ich tendenziell komplett. Da habe ich in den letzten Jahren – gerade auf der nationalen Ebene – eher schlechte Erfahrung gemacht. Diese Geländerennen reißen mich im Prinzip nur runter. Ich habe immer wieder festgestellt, dass ich nicht der Typ für solche Geländeprofile bin. Klar, bei kurzen Langstrecken in der Region renne ich auch schon mal mit. Aber, das ist dann mit einem Rennen pro Cross-Saison auch schon fast die eine einzige Ausnahme. Ehrlich gesagt, so ein Cross-Rennen unterbricht meinen Trainingsaufbau letztlich unnötig. Bei diesen Rennen setze ich einfach zu intensive Trainingsreize und muss mich danach über mehrere Tage erholen, was meinen geplanten Wochenzyklus nur unnötig stört. Auch wenn man sich subjektiv nach einem Cross-Rennen noch gut fühlt: In Wirklichkeit schadet der Kontrast dem gezielten Trainingssaufbau. Der Körper muss das andere Belastungsmuster tagelang verarbeiten, was zusätzliche Regenerationszeit kostet. Also, in der Abwägung bringt mir der Cross unterm Strich nichts; reißt mich eher runter, und deshalb setze ich klar auf einen gezielten, disziplinspezifischen Abbau ohne harte Cross-Rennen.
BwSportMag: Schuster bleib‘ bei Deinen Leisten, als Dein Motto! Bahnläufer bleib bei Deiner Flachstecke auf Hochleistungskunststoffbelag, temporeiche Ausflüge auf den gepflegten Straßenasphalt erlaubt: Ist das Deine Devise aus Deinem geschilderten Erfahrungsschatz?
Karl Bebendorf: Vollkommen richtig! Es gibt aber immer verschiedene Philosophien. Einige meiner Konkurrenten setzen beispielsweise komplett auf Cross-Rennen. Letztlich muss jeder engagierte Läufer selber herausfinden, welches Training bei ihm optimal anschlägt. Ich habe mich mit meinem Trainer so eingestimmt, dass wir unseren doch sehr strukturierten Trainingsplan möglichst akribisch durchziehen. Und auch der heutige Sieg beim Dresdner Nachtlauf hat mir gezeigt, dass ich hier mit der Intention meines Trainers auf der richtigen Spur bin.
BwSportMag: Danke Karl, wir kommen langsam zum Ende. Der hoffentlich weiterhin goldene Oktober lacht Dich an: Die Luft ist sauerstoffreich, angenehm kühl und klar – beste Voraussetzungen für längere Überdistanzläufe und viel Grundlagenausdauer, bis es wieder in die heiße Spikesphase im Dresdener Olympiastützpunkt aufs DSC-Hallenrund geht. Bleib vor allem mit dem Fokus auf Tokio verletzungsfrei!
Karl Bebendorf: Danke Dir für die Wünsche. Und ziemlich genau so wird es die nächsten Trainingswochen ablaufen. Verletzungsfreiheit, das ist Richtung Olympia absolut essenziell! Wir sehen uns 2021 beim Zwischenstopp in Dortmund, bei den ‚Deutschen‘ in der Halle!
Text und Fotos: Volker Schubert