„ICH SPÜRE, DASS ICH AKTIV ZUR MANNSCHAFT GEHÖRE“ – Felix Wimberger ist als Ersatzmann in Tokio dabei. Wie sieht er seine Rolle? Wie sieht es drei Tage vor dem Olympia-Finale innerhalb des Deutschland-Achters aus? Diese und weitere Fragen beantwortet er im Interview.

Der Deutschland-Achter bereitet sich sehr fokussiert auf das Finale am Freitag (10.25 Uhr Ortszeit/3.25 Uhr MESZ) in Tokio vor. Immer an ihrer Seite ist Felix Wimberger. Der Achter-Weltmeister von 2017 und 2018 erlebt hier als Ersatzmann seine zweiten Olympischen Spiele. Er unterstützt die Ruderer, wo er nur kann, und hält sich für den Notfall bereit. Im Interview beschreibt er seine Rolle und gibt einen tiefen Einblick in die Situation innerhalb des Teams.

Wie siehst Du Deine Rolle?
Felix Wimberger: Ich versuche, den Jungs ein gutes Gefühl zu geben. Und sollte der worst case eintreffen und einer auf der Backbord-Seite ausfallen, dann sollten sie ein paar Bauchschmerzen weniger haben. Das wäre dann nicht die 1A-Variante, aber zumindest eine 1B-Lösung.

Welche Aufgaben hast Du?
Felix Wimberger: Ich will die Jungs so gut es geht unterstützen, mitdenken und ihnen Aufgaben abnehmen. Nach dem Vorlauf war es zum Beispiel wichtig, ihnen schnellstmöglich Kühlwesten anzulegen, Energieriegel und etwas zu trinken zu reichen. Ansonsten trainiere ich genauso wie der Achter – zu den gleichen Zeiten und mit der gleichen körperlichen Belastung. Im Einer, im Zweier mit Stephan Riemenkasten, auf dem Ergo und dem Fahrrad. Ich versuche, das Bootsgefühl zu behalten und drin zu bleiben.

Felix Wimberger auf der Olympia-Strecke am Sea Forest Waterway: Training im Einer. Foto: Merijn Soeters

„DER BEGRIFF TEAM DEUTSCHLAND-ACHTER WIRD GELEBT“

Es sind deine 2. Olympischen Spiele. In Rio bist Du im Vierer gestartet. Wie siehst du das mit dem Blick zurück?
Felix Wimberger: Nach 2016 hatte ich das Ziel, das olympische Finale zu erreichen oder sogar um eine Medaille mitzufahren. Das hat nicht funktioniert, dennoch kann ich mich glücklich schätzen, noch mal dabei zu sein. Aus dem Vierer, der sich ja leider nicht qualifiziert hat, bin ich der Einzige, der das Glück hat, durchs olympische Dorf zu laufen. Auch Max Korge war lange dabei. Er hat die letzten Wochen und Monate bis zur Anreise ins olympische Dorf alles mitgemacht und musste dann zurück nach Deutschland fliegen. Das war sehr schade, der Achter und insbesondere ich sind ihm sehr dankbar dafür, wie er trotzdem alles durchgezogen hat.

Wie beurteilst Du die Leistung des Deutschland-Achters, der sich ja mit dem Vorlaufsieg auf direktem Weg das Finalticket gesichert hat.
Felix Wimberger:
 Der Achter hat ein Top-Rennen abgeliefert. Da ist man schon etwas wehmütig, wenn man fit ist, sich gut fühlt und nur am Ufer steht. Trotzdem fühle ich mich voll integriert und keineswegs als fünftes Rad am Wagen. Ich bekomme alles hautnah mit und spüre, dass ich aktiv zur Mannschaft gehöre. Ich bin bei den Rennbesprechungen dabei, bin voll im Geschehen drin und weiß, was los ist. Auf dem Papier bin ich der Ersatzmann, aber die Jungs und Uwe vermitteln mir ein gutes Gefühl. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar und in meinen Augen zeigt es, dass der Begriff Team Deutschland-Achter auch gelebt wird.

„ICH BIN ZUVERSICHTLICH, DASS DAS  EIN GUTES ENDE NIMMT“

Und wie ist die Mannschaft drauf aus deiner Sicht?
Felix Wimberger:
 Sehr gut. Das ist eine eingeschworene Truppe. Sie sind selbstbewusst drauf, wissen um ihre Stärken und können die Situation nach dem Vorlauf gut einschätzen. Sie sind physisch, technisch und vom Kopf her stark. Sie wissen genau, wie und was sie machen. Sie treten so professionell auf wie Leute, die hier gewinnen wollen und es auch draufhaben.

Wie geht es aus am Freitag?
Felix Wimberger: Die Achter-Jungs sind sich ihrer Chance bewusst, wissen aber auch, dass noch nichts gewonnen ist und dass hier noch mal richtig abgeliefert werden muss. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es ein gutes Ende für sie nimmt.

Felix Wimberger, in Tokio als Ersatzmann dabei, hat ein sehr gutes Gefühl für das Finale am Freitag. Archiv-Foto: Lennart Heyduck

Interview: Carsten Oberhagemann

Fotos: Merijn Soeters; Lennart Heyduck

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