Deutsche Sportsoldaten im Bendlerblock – Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer ehrt Bundeswehr-Olympioniken

Inmitten des sich in der Hauptstadt farbenfroh entfalteten Oktoberglanzes folgten weit über 100 deutsche Spitzenathleten einer offiziellen Einladung in den Berliner Bendlerblock. Bei dem Empfang ehrte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer jene Sportsoldaten, die bei den XXXII. Olympischen Sommerspielen an den Start gegangen waren sowie die ministeriell geförderten Paralympics-Teilnehmer.

Wegen der massiven Corona-Einschränkungen sei das Tokioter Weltsportereignis von 2020 und dessen Verschiebung um ein Jahr mit großen Herausforderungen verbunden gewesen, so die 59-jährige CDU-Politikerin. In der Krise habe sich die Bundeswehr-Spitzensportförderung als Fels in der Brandung erwiesen, betonte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann. Der Berliner Sportjournalist und Korrespondent Olympischer Spitzensport Volker Schubert begleitete den Spitzenevent exklusiv für Bundeswehr Sport-Magazin.

Eingangs der Rückseite des Tiergartener Bendlerblocks, dem Berliner Dienstsitz des Bundesverteidigungsministeriums (BMVg), orchestrierte strahlende Spätherbstsonne einen feierlichen Event: In einen schillernd-leuchtenden Golden Oktober gekleidet, bot das Entree zum „Großen militärischen Athleten-Bahnhof“ eine würdige Kulisse für über 100 von der Bundeswehr geförderten Spitzensportlern, die sich zunächst auf dem weitläufigen Exerzierplatz zum klassischen Treppenfoto eingefunden hatten.

Dann ging es in die repräsentativen Innenräume des Verteidigungsministeriums zum Sektempfang mit emotionalem Auftakt, dessen filmischer Vorspann rasch für sportatmosphärische Schwingungen sorgen sollte.

Gut zweieinhalb Minuten dauerte das Tokio-Déjà-vu im Zeitraffer. Die zahlreichen Szenen der zuschauerfreien „Corona-Spiele“, die sich da in Windeseile vor den über 100 gebannten Augenpaaren der in Heeres-, Luftwaffen- und Marine-Uniformen gekleideten Spitzensportler auf mehreren Flachbildschirmen abspulten, gingen unter die Haut. Noch einmal führte der lautmalerisch mitreißend inszenierte Bundeswehr-Imagefilm in Japans olympischen Nobel-Bau, Tokios Neues Nationalstadion und begeisterte dort mit der lauftechnischen Brillanz der nationalen 3.000 Meter Hindernisikone Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) oder der schrittgewaltigen Explosivität eines Johannes Floors (Turn- und Spieleverein TSV Bayer 04 Leverkusen), Deutschlands phänomenalen Prothesen-Sprinter, dem famosen 400 Meter Goldfinalisten der Tokioter Para-Spiele.

Tokioter Imagefilm zur emotionalen Einstimmung

Im raschen Wechsel blendeten schnelle Kameraschnitte von der Heritage Zone im Tokioter Norden in die südliche Tokyo Bay Zone zu jenen Wettkampfstätten, in denen sich aus deutscher Topathleten-Perspektive die dramatischsten, oftmals glanzvollsten Momente der XXXII. Olympischen Sommerspiele sowie der sich daran anschließenden Paralympics abspielten. Zudem Kamerabilder, die dabei die Tonalität des enthusiastischen Worteifers der Sportkommentatoren für die Ewigkeit eingefrieren sollten. Besonders dann, wenn es „Gold für Deutschland“ regnete oder Athleten des Team-D mit olympischen Silber-, Bronze- oder Topplatzierungen glänzten.

Ein filmischer Parforceritt durch die Highlights der 33 olympischen und 22 paralympischen Sportarten mit Gänsehautatmosphäre, der zudem aufblitzende Szenenbilder von jenen fünf Sportarten lieferte, die neu ins Tokioter Sportprogramm aufgenommen waren; unter anderem mit Sequenzen aus der japanischen Traditionssportart mit der „leeren Hand“. Karatemitschnitte, die durch die Explosivität kombinierter Faust- und Fußtechniken von Jonathan Horne, dem deutschen Welt- und Europameister faszinierten, der allerdings auf so tragische Art und Weise in Tokio ausscheiden musste.

Wehrressortchefin Annegret Kramp-Karrenbauer würdigte das hohe Engagement der Olympioniken, die sich trotz massiver Corona-Einschränkungen optimal vorbereitet hätten.

Wehrressortchefin dankt Sportsoldaten und paralympischen Förderathleten

Bei der für die olympischen als auch die paralympischen Spitzensportler im BMVg-Gästecasino gemeinsam ausgerichteten Ehrung, würdigte die Ministerin die Spitzenleistungen von Deutschlands Waffenrock-tragender wie Bundeswehr-gesponserter Nationalmannschaft. Mit Blick auf das wehrressortoffiziell eingeladene ‚,Team D“ wolle sie aber „gar keine Unterschiede machen.“ Ob als Sportsoldat Tokioter Olympionike oder über die Individualförderung der Bundeswehr unterstützter paralympischer Spitzensportler, für sie seien alle herausragende Athleten und damit ausgezeichnete Botschafter Deutschlands. Sie repräsentierten das, „was die Bundeswehr“ im Wesenskern auszeichne: Vorbildliche Leistungsbereitschaft, Teamspirit und Kameradschaft, so Kramp-Karrenbauer bei ihrer empathischen Laudatio.

Spitzensport-Knowhow für die Truppe erhaltenswert

Mit dem Spitzensportförderprogramm verfüge die Bundeswehr über hervorragende Konditionen, die die Sportsoldaten und Parasportler mit Blick auf die Olympia- und Paralympics-Vorbereitungen trotz der individuell weitreichenden Corona-Einschränkungen optimal genutzt hätten, wie die Wehrressortchefin bemerkte. Durch das Fernbleiben zehntausender jubelnder Japaner und dem Fehlen der internationalen Olympiafangemeinde seien die Tokioter Spiele eine „besondere psychische Herausforderung“ gewesen, weshalb die gezeigten Spitzenleistungen angesichts dieses pandemiebedingten Hintergrunds sowohl anders als auch höher zu bewerten wären, so die Ministerin weiter. Die erfolgreiche Topathleten-Förderung durch die Streitkräfte wolle man zukünftig in verstärktem Ausmaß sowie mit „mehr Kreativität und Flexibilität“ voranbringen, wie Kramp-Karrenbauer gleichwohl unterstrich.

Für DOSB-Präsident Alfons Hörmann ist der in Tokio durch Verletzungspech ausgeschiedene Weltklasse-Karateka Jonathan Horne ein „exzellenter Botschafter und Vorbild für den Nachwuchs“.

So wären die Streitkräfte in Zukunft weiterhin gewillt, die begonnene Traineroffensive voranzubringen, um militärischen Spitzenathleten nach der Sportlerkarriere neue sportfachspezifische Berufsperspektiven aufzuzeigen. Sportwissenschaftliche Erkenntnisse und professionelle Trainingsmethoden des Spitzensports könnten beispielsweise sinnvoll bei der gezielten Missionsvorbereitung militärischer Einsatzkräfte unterstützen. „Wir brauchen Sie […] auch nach Ihrer aktiven Sportkarriere“ als Bunderwehr-Trainer, wie Kramp-Karrenbauer warb. Die gezielte Spitzensportler-Integration wäre in jedem Fall ein Gewinn für die Truppe. Schließlich gehöre hohe bis höchste körperliche Leistungsfähigkeit zum untrennbaren Berufsbild des Soldaten.

Das Streben nach sportlichen Spitzenleistungen sowie die Förderung von Willensqualitäten –  nämlich die eigenen Grenzen überwinden zu wollen -, wären für die Streitkräfte allerdings kein Selbstzweck, sondern ,,tägliches Handwerkszeug“ der Truppe, so die Wehrressortchefin. Abseits dieses derzeit eher berufsspezifischen Theoriegebäudes dürfte die in die Bundeswehr integrierte Förderung des Spitzensports auch erzieherische Botschaften aussenden, da Topathleten lernen würden, sich planvoll und zielgenau in Form zu bringen und zudem sehr genau wüssten, wie sie ihre Kräfte wettkampfadäquat einzuteilen hätten. Diesen Erfahrungsschatz gelte es nach der Spitzensportkarriere zu erhalten und die ehemaligen Sportsoldaten später als Truppenausbilder zu gewinnen, denn nicht jeder Rekrut brächte bei seinem Laufbahneinstieg die benötigte körperliche Basisfitness, wie Annegret Kramp-Karrenbauer mit durchaus kritischem Unterton wissen ließ.

DOSB-Chef Alfons Hörmann lobt Medaillenausbeute des Wehrressorts

Dass das Verteidigungsministerium das ressortübergreifende Ranking zwischen dem Spitzensportengagement der Bundespolizei und des Zolls in puncto olympischer Medaillenspiegel klar anführe, betonte Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), nicht ohne Stolz in der Stimme. Ferner hob der DOSB-Chef den erfolgsgekrönten Olympiaauftritt des Wehrressorts auch statistisch hervor: Von den in 15 Bundeswehr-Sportfördergruppen betreuten Sportsoldaten waren insgesamt 63 Militärathletinnen und 91 Militärathleten nach Japan gereist. Der DOSB-Chef bilanzierte den Anteil des Bundeswehr-Kuchens an der deutschen Edelmetall-Ausbeute mit 54 Prozent. Konkret zählte die bundeswehrseitige Olympiastatistik vier Gold-, fünf Silber- und elf Bronzemedaillen. Angesichts der weitreichenden Auswirkungen der Corona-Pandemie betonte er: „Wo würden wir stehen ohne die 850 abgesicherten Stellen“.

Bundeswehr Stützpfeiler des deutschen Spitzensports

Auch Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), lobte das deutlich gestiegene Para-Sport-Engagement der Bundeswehr. Dass das paralympische Team D, das neben Bundeswehr-geförderten Athleten mit einem einsatzgeschädigten Sportsoldaten an den Start gegangen war, sich am Ende der Tokioter Spiele 44 Prozent der deutschen Medaillen gutschreiben konnte, sei absolut beachtlich: Mit vier Gold-, acht Silber- und sieben Bronzemedaillen habe das paralympisch gesponserte Team-D wieder einmal Sportgeschichte geschrieben, so Beucher mit Nachdruck. Wie zuvor DOSB-Präsident Hörmann, unter- legte auch DBS-Chef Julius Beucher die gewinnbringende Para-Sport-Unterstützung durch die Truppe mit weiterem Zahlenmaterial: Sponserte das Wehrressort um 2016 einen einzigen Förderathleten, habe sich das Para-Programm der Bundeswehr beachtlich gemausert: Aktuell stünden allein schon für die 22 paralympischen Sommersportarten 25 Förderplätze zur Verfügung. Eine erfreuliche Tendenz, wie Behindertenverbandspräsident Beucher herausstellte.

In der Tat zählen die deutschen Streitkräfte – neben der Bundespolizei, den Landespolizeien und dem Deutschen Zoll – seit mehr als einem halben Jahrhundert zu den größten hoheitsstaatlichen Förderinstitutionen des nationalen Hochleistungssportes. Geht es um die deutsche Medaillenbilanz bei Olympischen Spielen, erringen die Sportsoldaten der Bundeswehr regelmäßig den Löwenanteil, wenn es um höchsten Lorbeer in metallischem Gold, Silber und Bronze geht. So wurden seit 1964 insgesamt 304 Olympiamedaillen durch deutsche Sportsoldaten erkämpft. Angesichts der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 in der statistischen Nachbetrachtung mit dem Olympiajahr 1992 im spanischen Barcelona beginnend, konnten sich gut 44 Prozent der Olympiasiege innerhalb der darauffolgenden 14 Olympischen Sommer- und Winterspiele ins Guthabenkonto von Militärathleten der Bundeswehr einschreiben; nahezu jede zweite Medaille für Deutschland ist damit auf die spitzensportliche Allianz zwischen Spitzensportlern und Truppe zurückzuführen. Ein durchaus Bundeswehr-traditionsstiftender Medaillentrend, der sich auch in Japans Olympia-Hauptstadt Tokio trotz massiver Corona-Regularien fortsetzen konnte.

Besondere Ehrung für Speerwurf-Bundestrainer Boris Obergföll

Am Ende der Laudatoren-Runde zeichnete die Ministerin 29 Olympioniken mit persönlich gewidmeten Ehrenmedaillen aus. An der symbolischen wie stellvertretend für alle Olympioniken zelebrierten Anerkennung nahmen auch Topathleten der olympischen Kernsportart Nummer eins teil. Zu den gewürdigten Leichtathleten gehörte die zweifache 3.000 Meter Hindernis-Europameisterin und zweifache Weltmeisterschaftsdritte Gesa Felicitas Krause sowie der Weltmeister von 2017, Speerwurf-Titan Johannes Vetter (LG Offenburg) und der 2021 in Tokio so überragende Prothesensprinter Johannes Floors, mittlerweile zweifacher Paralympics-Sieger und sechsfacher Weltmeister. Über hohe Anerkennung für seine besonderen Verdienste um die Spitzenleichtathletik konnte sich der ehemalige Europa- und Weltmeisterschaftsdritte, der amtierende Speerwurf-Bundestrainer Oberstabsfeldwebel Boris Obergföll freuen, der den würdigen Auftakt in der langen Reihe der von Annegret Kramp-Karrenbauer zu Ehrenden bildete.

AKK ehrt Meistermacher und Spitzenschüler. Nach der Tokioter Rutschpartie will das Speerwurf-Duo Bundestrainer Boris Obergföll (re.) und Wurfgigant „Jojo“ Vetter 2024 in Paris nach den Sternen greifen.

Ex-Skilanglauf-Ass Jan Fiedler:  Ministerehrung ist Motivationsverstärker

Für das einst deutsch-deutsche Skilanglaufass Jan Fiedler, Leiter der sächsischen Sportfördergruppe in Frankenberg bei Chemnitz, der unter anderem die Weltklassekugelstoßerin Christina Schwanitz (Leichtathletik-Verein 90 Erzgebirge), den dreifachen Deutschen Meister über 3.000 Meter Hindernis Karl Bebendorf (Dresdner Sportclub 1898) und den mehrfachen Deutschen Meister im 110 Meter Hürdensprint Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen) betreut, stelle die ministerielle Anerkennung einen „echten Motivationsschub für Bundeswehr-Athleten“ dar. Zudem wären alle Athleten des Team D zutiefst erleichtert gewesen, dass die Spiele überhaupt stattfinden konnten, wie Jan Fiedler anhand vieler persönlicher Gesprächskontakte erfahren konnte. Dabei habe sich die Bundeswehr als Fundament des Spitzensports und das Fördersystem als essenzielle Konstante erwiesen. Durch die persönliche Überreichung der Minister-Medaille wachse der Identifikationsgrad mit dem Förderkonzept der Bundeswehr weiter. Events wie diese erzeugten Multiplikator-Effekte, die als proaktive Imagewerbung für die Bundeswehr nicht zu unterschätzen seien, wie der aus der ostdeutschen Wintersporthochburg Oberwiesenthal (Erzgebirge) stammende Oberstabsfeldwebel gegenüber dem Bundeswehr Sport-Magazin kommentierte.

Text: Volker Schubert   Fotos: Volker Schubert; DKV

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