Von Dresden über Zhangjiakou ins Erzgebirge: Deutschland ist Weltskisportnation Nummer zwei

Von der Strahlkraft der XXIV. Olympischen Winterspiele zeigt sich Stefanie „Steffi“ Böhler, die vierfache Olympionikin, Weltmeisterschaftsmedaillistin und Grande Dame des deutschen Skilanglaufs im Expertengespräch mit dem Berliner Sportjournalisten und Korrespondenten Olympischer Spitzensport, Volker Schubert, noch immer fasziniert. Kein Wunder auch: Ob zähester Kampfeswille, gepaart mit technisch höchster Präzision im Biathlon wie in der Geschwisterdisziplin Skilanglauf, überragender Kufen-Speed im Eiskanal oder die Bergpanoramen rasant-riskanter Alpin-Ski-Rennen; seit Ende Februar ist Deutschland mit 27 offiziellen Olympia-Medaillen weltweit die Wintersportnation Nummer zwei.

„Highspeed-Schifoan“ in Elbflorenz: Vorolympische Weltklassesprints begeisterten weltweit über 50 Millionen Fernsehzuschauer.

Glanzvoller hätte die Edelmetallbilanz der diesjährigen Pekinger Winterspiele für die europäische Zentralnation kaum ausfallen können, wie die exemplarische Retrospektive auf die beiden Skilanglauf-Koryphäen Victoria Carl (SCM Zella-Mehlis) und Katharina Hennig (WSC Erzgebirge Oberwiesenthal) mit unumstößlicher Deutlichkeit unter Beweis stellt. Im bis auf Weiteres propagandistisch vom kommunistischen Überlegenheitsmythos überfluteten „Großartigen Reich der Mitte“ gelang es den beiden deutschen Wintersportsoldatinnen gleich zweimal das olympische Medaillenpodest zu erobern.

Olympiagold von Katharina Hennig im Erzgebirge geschmiedet

Ein sensationelles Leistungs- und Gesundheitsbild, das die sogenannten Feldwebeldienstgrade vor der weltweiten Skisport-Szene ablieferten. Zudem ein olympischer Edelmetall-Auftakt nach Maß, denn auf dem chinesischen Loipen-Profil trumpften die zwei Ausdauerasse des Deutschen Skiverbands (DSV) zunächst in der vier mal fünf Kilometer Skilanglauf-Staffel gemeinsam mit der Sportsoldatin Katherine Sauerbrey (SC Steinbach-Hallenberg) und der zollbeamteten Staffelkameradin Sofie Krehl (SC Oberstdorf) mit der tapfer erstrittenen Silbermedaille auf.

…so geht sächsisch: Weltklasseformat auf blitzschnellen Brettern!

Der Folgetag in Zhangjiakou, dem 180 Kilometer nordwestlich von Peking gelegenen Skigebiet, in dem die Masse der nordischen Skiwettbewerbe stattfand, sollte die Glücksgefühle dann zum Überlaufen bringen, als die zwei Silberläuferinnen im Teamsprint bei ihrem durchweg kämpferisch gestalten Rennen zur olympischen Krone stürmten und ihre Pekinger Leistungsbilanz so formvollendet mit Gold veredelten. Natürlich floss ihr für die irdische Ewigkeit erzielter Athleten-Ruhm am Ende überaus gewinnbringend in die deutsche Gesamtbilanz der rund 150-köpfigen Nationalmannschaft ein. So polierten die 56 Schnee- und Eiskämpfer der insgesamt 15 militärischen Sportfördergruppen, die strukturell im Organisationsbereich der Streitkräftebasis administriert und dort teils auch sehr intensiv betreut werden, den deutschen Medaillenspiegel gehörig auf, wie die sechs Gold-, acht Silber- und drei Bronze-Medaillen, die durch sogenannte Dienstgrade innerhalb des „Teams Deutschland“ erzielt wurden, nur zu funkelnd unterfüttern.

…und so geht erzgebirgisch: Militärathletin und Skilanglaufstar Katharina Hennig faszinierte in Peking mit Olympia-Gold und Silber. Ex-Skilanglauf-Ass Jan Fiedler, Chef der sächsischen Sportfördergruppe in Frankenberg, ist von der grandiosen Medaillenausbeute der ehemaligen Abiturientin des Oberwiesenthaler Wintersportelite-Gymnasiums begeistert.

Über 18 Jahre Weltklasseniveau im Waffenrock der Gebirgsjägertruppe

Das Deutschlands überragende Pekinger Medaillenauslese zu 37 Prozent aus dem eisernen Willen wie dem Trainingsschweiß international wettkampfbewährter Militärathleten geschmiedet wurde, ist für die Ex-Sportsoldatin Steffi Böhler ein international Beachtung findendes Novum. Und zwar aus der ganz persönlichen Erfahrung einer deutschen Weltklasseathletin: Im Jahr 2000, nur wenige Monate nach ihrem Abitur, wechselte die Schwarzwälder Perspektivathletin in die skiverbandsaffine Sportförderung der Bundeswehr und zog seither neben dem Skilanglaufeinteiler gelegentlich laufbahnlehrgangsbegleitend auch den Gefechtsanzug der Gebirgsjägertruppe an. Im Rückblick eine militärsportliche Liaison von langer Dauer, die mit dem Staffelsilber bei der Junioren-Ski-Weltmeisterschaft 1999 im österreichischen Saalfelden ihren glanzvollen und mittlerweile skisporthistorischen Startschuss hinterließ und erst Anfang 2019 endete.

Steffi Böhlers 343 Weltcupstarts – ein einzigartiger Vize-Weltrekord! –…

In ihre beeindruckende Spitzensportkarriere reihen sich neben ihrer siebenfachen Teilnahme an Ski-Weltmeisterschaften auch vier Olympische Wintersport-Nominierungen ein; Weltmeisterschaftssilber im Staffelrennen (Sapporo 2007) und zwei Olympiamedaillen – Staffelsilber 2006 in Turin und Staffelbronze 2014 in Sotschi – zieren dabei ihre persönliche Spitzensportbilanz. Zudem kann Steffi Böhler mit ihren 343 Rennen die zweitmeisten Weltcupstarts innerhalb ihrer langen Karriere vorweisen. So galt die Sportsoldatin vom SC Ibach über fast zwei Jahrzehnte wegen ihrer zusehends altersgereiften Wettkampferfahrung sowie ihrer Skisport-trainerischen Expertise besonders unter den jüngeren Athletinnen der deutschen Skilanglauf-Frauenschaft regelmäßig als leistungssportliches Vorbild sowie als sportpsychologischer Stabilitätsanker. Kurz nach dem Ende ihrer außergewöhnlichen Spitzensportlaufbahn, die hinsichtlich ihrer militärischen Dotierung lediglich in den mittleren Dienst mündete, bewies „Hauptfeldwebel der Reserve“ Stefanie Böhler erneut, über welches Kreativpotential die mittlerweile 41-Jährgie verfügt.

Zwei Jahrzehnte internationale Skisportbotschafterin Deutschlands: DSV-Pressesprecherin Steffi Böhler war nicht nur als Spitzensportlerin spitze. In der Bundeswehr wird ihr außergewöhnliches Fähigkeitsprofil indes lediglich mit einer Besoldungsgruppe des mittleren Dienstes dotiert.

…und außergewöhnliches Kreativpotential entfaltet

So verfasste die ebenso musik- wie jugendpädagogisch Kunstbegabte 2020 ihr erstes, liebevoll gestaltetes Kinder(Hör)buch mit dem Titel „Der kleine Bullogfahrer geht auf Reisen“ und wirkte 2021 federführend an der Haute Couture für die deutsche Nationalmannschaft der XXIV. Olympischen Winterspiele mit; entwarf hier unter anderem die laufstegbewunderte Mützen- und Schlauchschal-Kollektion der Pekinger Schneesport-Olympioniken. Ihrem spitzensportlichen Nachkarriereschub nicht genug, befindet sich Steffi Böhler derzeit in einem Volontariat beim Deutschen Skiverband und nimmt dort die Position der DSV-Pressesprecherin wahr. Sportjournalist Volker Schubert interviewte die multitaskingfähige Athletin exklusiv für Bundeswehr Sport-Magazin, sprach mit ihr über die mediale Attraktivität von Citysprints und Megatrends in der Wintersportberichterstattung, Nachwuchs-Rekrutierung und sportwissenschaftliche Entwicklungstendenzen im Skilanglauf und Biathlon sowie über die spitzensportliche Bilanzierung der olympischen Skisaison.

BwSportMag: ‚Highspeed-Schifoan in Elbflorenz‘, das war beim Sprint-Weltcup in Dresden mit immerhin rund 180 Topathleten am Start stundenlang und trotz Corona-Einschränkungen für ‚G3-Sportjournalisten‘ dennoch ein hautnahes Erlebnis. Aus Sicht des Deutschen Skiverbands und der nationalen wie der ausländischen Konkurrenz, welchen Stellenwert hat der Zwei-Tages-Event mit anschließender Schulsportwoche auf einer eigens dafür präparierten Kunstschneepiste im internationalen Wettkampfkalender?

Böhler DSV: Der sportliche Stellenwert ist absolut hoch einzuschätzen. Die grundsätzliche Idee solcher City-Sprints wie in Dresden ist natürlich, dass man den Wintersport zu den Menschen in die Städte bringt, und damit den Skisport im Endeffekt auch den Kindern und somit dem möglichen Nachwuchs präsentiert. Für die Athleten sind solche Rennen immer ein echtes Highlight, denn der Weltcup in Dresden bietet mit der berühmten Altstadt auf der anderen Elb-Seite eine ganz besondere Kulisse. Solche internationalen Skisprints in größeren Städten sind definitiv Publikumsmagneten wie vergleichbare Rennen, etwa die City-Sprints im schwedischen Stockholm, im kanadischen Quebec oder im norditalienischen Mailand immer wieder unter Beweis gestellt haben. Für die Athleten bietet der Weltcup in Dresden auch einen Spitzensport der kurzen Wege. Alle Sportler waren in einem elb-nahen Hotel untergebracht – das waren wieder einmal wirklich erstklassige logistische Rahmenbedingungen für die Sportler und ihre Funktionärsstäbe; insgesamt um die 400 Personen.

Gegenüber den Kindern steht dabei das Wecken von wintersportlichem Interesse im Vordergrund. Und das war in Dresden dann neben dem eigentlichen internationalen Wettkampfgeschehen auch parallel das zweite Riesenthema, das unmittelbar nach den Wettkämpfen gestartet wurde: Wie hoch der Stellenwert in diesem weiteren Event-Schwerpunkt war, das bewies die sich an den Weltcup anschließende Schulsportwoche, die wirklich intensiv genutzt wurde. Dort konnten wir die künstliche Piste noch mehrere Tage wintersportgerecht nutzen; die Kinder konnten unsere Sportart intensiv testen und sich auf einem kindgerecht aufgebauten Parcours ausgiebig ausprobieren. Insofern ist der Weltcup in zweierlei Hinsicht so etwas wie ein Paradeevent, was die Kunstschnee-Herstellung am Elbufer in Bezug auf eine optimale wie nachhaltige Nutzung im Interesse des Sports letztlich auch mit aller Deutlichkeit rechtfertigt.

BwSportMag: Keine weiß überzuckerten Tannenbaumlandschaften, sondern urbaner Tapetenwechsel für die internationale Sprintequipe, scheint das Dresdener Erfolgsrezept mit den zwei attraktiven Höhepunkten zu lauten. Dennoch, die spitzensportliche Intention der Skiverbands-Kommunikation gegenüber der Bevölkerung und den Fans im Blick, inwieweit konnte der Veranstalter die Auswirkungen durch die massiven Corona-Beschränkungen und den gänzliche Zuschauerverzicht durch die Live-Übertragungen im Fernsehen kompensieren?

Dresdner Skiweltcup präsentierte „krasse Geschwindigkeiten“

Böhler: Grundsätzlich sind Weltcup-Wochenenden bei den vielen internationalen Stammfans feste Programmpunkte innerhalb der Live-Übertragungen im Fernsehen; exakte Zuschauerzahlen kann ich jetzt aber nicht nennen. Und natürlich ist es als Fachverband unser Anliegen, bei solchen Citysprints auch das städtische Publikum in die Kunstschnee-Arenen zu locken. Damit wollen wir durchaus auch solche Passanten ansprechen, die rein zufällig in der Nähe sind und sich dann aus spontan gewecktem Interesse eine Eintrittskarte kaufen würden.

Skilanglauf mit klaren Botschaften: Der Skisprint-Weltcup in Dresden versteht sich als internationales Schaufenster des Spitzensport, dient der Gesundheitsprävention und begeisterte den potentiellen Nachwuchs mit einer attraktiven Schulsportwoche, wie an vielen freudestrahlenden Kindergesichtern abzulesen war.

Ganz unter dem Motto: ‚Hey, was laufen die denn da für krasse Geschwindigkeiten. Der Skisprint direkt vor der Haustür‚ das ist ja eine coole Sache. Da wird ja echt Action auf Skiern geboten‘. Diese unvermittelten Effekte hat die Corona-Zeit jetzt leider verdrängt und das war veranstalterseitig auch nicht zu kompensieren. Aber mit diesen gesundheitsstaatlichen Einschränkungen muss der Sport insgesamt, muss schließlich die ganze Event-Branche, muss auch Kunst und Kultur bis auf Weiteres leben.

Höchste Wertschätzung: Die Kombination dramatischer Langlauf-Duelle vor Dresdens globaler Kulturerbe-Kulisse stieß bei der internationalen Konkurrenz auf durchgängiges Lob.

BwSportMag: Formate, wie etwa ‚Berlin fliegt!‘ in der Leichtathletik oder die sich gerade neu etablierenden Sportart-querschnittlich ausgerichteten nationalen wie europäischen Finals, die den olympischen Spitzensport außerhalb des kommerziell völlig überbordenden Fußball-Hypes mit innovativen Attraktivitätskonzepten in die Metropolen tragen sollen, sind ja durchaus angesagt und groß im Kommen. Unter dem vermeintlichen Vorzeichen ökologischer Nachhaltigkeit wird den Eventmachern seitens sogenannter Umwelt-Aktivisten indes vorgeworfen, dass die innerstädtischen Veranstaltungs-Entrepreneure Greenwashing betreiben würden, um ihre im Kern monetär ausgerichteten Vermarktungsziele zu verschleiern. Wie steht es also um den berühmten ökologisch-energetischen Fingerabdruck und gibt es da möglicherweise weitere bedeutende Soft-Skills auf der Gesamtrechnung, die der Skiweltcup neben dem internationalen Wettkampfgedanken in puncto des gesamtgesellschaftlichen Benefits sowie der sozialadäquaten Sogwirkung in die sportethische Waagschale werfen kann?

Gesundheit pro: Skilanglaufwerbung fürs Erz- und Elbsandsteingebirge

Böhler: Eine skiverbandsseitige Energie- und Ökobilanz nach rein naturwissenschaftlich-mathematisch definierten Maßeinheiten kann ich Dir für den Dresdner Sprintweltcup jetzt nicht aufzeigen. Ich glaube aber fest, dass die spitzen- und breitensportliche Botschaft, die von solchen Events ausgeht, keineswegs zu unterschätzen oder zu vernachlässigen ist. Hier geht es zuvorderst um das konzentrierte Werben für den Sport insgesamt und eine überaus attraktive Wintersportart schlechthin. Auch solche weichen Faktoren sind meines Erachtens fest in die gesamte Bilanzierung einer entsprechenden Großveranstaltung mit einzubeziehen.

Das fängt beim Skiweltcup in Dresden damit an, dass wir Menschen motivieren wollen, sich im Winter beispielsweise regelmäßig auf Langlaufskieren – etwa im nahen Elbsandsteingebirge oder im ostsächsischen Erzgebirge ausdauersportlich zu bewegen –, natürlich im Sinne einer lebenslangen, gesunden Lebensführung. Das ist unser hohes sportethisches Ziel, das wir mit so einem Spitzenevent eben auch verbinden. Hinzu kommt natürlich auch die Vorbildwirkung auf unsere Kinder und damit auch auf den potentiellen sportartspezifischen Nachwuchs im Skilanglauf. In der heutigen Zeit ist der Stellenwert von Bewegung junger Menschen enorm am Wachsen.

Wenn ich daran denke, wie medial künstlich erzeugte Maßstäbe schon in früher Kindheit zu falschen Verhaltensmustern führen, wie unser Nachwuchs dabei mit allen negativen Folgen für die Gesundheit manipuliert wird und dabei frühzeitig in fatale Fehlernährungsgewohnheiten abrutschen kann, ist der durchweg positive Einfluss, der vom Sport generell und unserem Sportevent im Speziellen auf die Bevölkerungsgesundheit ausgeht, am Ende der Rechnung auch ein präventiver Erfolgsfaktor, der sich finanziell gewinnbringend auf unser Gesundheitssystem auswirkt.

Und so ist die sich an den Skiweltcup anschließende Schulsportwoche geradewegs auch ein super Weg, um Kinder für den Sport insgesamt zu begeistern. Auch und gerade, wenn es um den so wichtigen Vereinssport, die Talentförderung für den Spitzensport insgesamt und das Erleben von Kameradschaft sowie die Entwicklung von Teamgeist geht. In der Summe also alles den Charakter prägende Lernphasen, die für die gesunde Sozialisation von Kindern und Jugendlichen von enormer Bedeutung sind. Das ist meines Erachtens der hohe sozialadäquate Nutzen, den Du angesprochen hast und der auf jeden Fall vom Dresdner Weltcup abstrahlt.        

BwSportMag: Jetzt setze ich mal die Brille für die spitzensportliche Auslese unter rein nationalen Aspekten auf. Mit Anne Winkler, Jessica Löschke und Maxim Cerwinka sind drei Sportsoldaten, die quasi aus dem Skirennstall von Jan Fiedler, dem militärischen Chef der Sportfördergruppe im sächsischen Frankenberg stammen, im deutschen Teilnehmerfeld gestartet. Maxim Cerwinka ließ bereits als aussichtsreicher Nachwuchsathlet aufhorchen, als er bei den U23-Weltmeisterschaften mit der Bronzemedaille glänzte. Dennoch, bis auf Anne Winkler, die sich im Einzel auf Rang 14 behaupten konnte, verlief der Dresdner Sprintcup eher ernüchternd. Ob Verletzungspech oder Risikorennen aus voller Trainingsbelastung, die Gründe für Minderplatzierungen können vielfältiger Natur und damit im Nachhinein erklärbar sein, wie bewertest Du das Resultat unserer Sportsoldaten aus fachverbandlicher Sicht?  

Männer-Skisprint ist nationale Baustelle…

Böhler: Der Sprintweltcup in Dresden ist schon ein sehr spezieller Wettkampf. Beim Citysprint kommt es letztendlich auf extrem hohe Renngeschwindigkeiten an. Dabei muss das technische Vermögen der Athleten unglaublich stark ausgeprägt sein – auch was die Maximalkraftwerte der Athleten betrifft. Wir haben in der Vergangenheit aber schon feststellen können, dass wir uns im Deutschen Skiverband insgesamt auch hier extrem weiterentwickelt haben. In den Distanzrennen im Skilanglauf – und das haben wir jetzt ja bei Olympia in Peking gesehen, wo die Streckenprofile unglaublich schwierig waren -,  konnten unsere DSV-Athleten unheimlich gut bestehen. Bauchschmerzen bereitet uns aber der Sprint im Männerbereich, da finden wir eine echte Baustelle vor, die es mittel- wie langfristig zu bewältigen gilt.

Da sind wir aber skiverbandsseitig sehr intensiv am Werk, um in der Zukunft deutlich bessere Ergebnisse erzielen zu können. Dieses Nachjustieren ist allerdings auch ein Prozess, der sich über Jahre hinweg in die angestrebte Leistungsentwicklung hinein erstrecken werden wird. Hierbei ist eben auch Geduld und Durchhaltewille gefragt. Sicherlich fehlt uns hier momentan auch ein medaillenträchtiges Zugpferd, das die anderen Athleten intensiv begeistern und mitreißen könnte. Bei unseren Frauen stellt sich die Situation besser dar. Grundsätzlich wussten wir hinsichtlich des Dresdner Weltcups schon im Vorfeld, dass es sehr schwierig sein wird, in den Einzelrennen ganz vorne mitzumischen oder die absolute internationale Spitze ernsthaft anzugreifen.

…Frauensprint klar im Aufwind

BwSportMag: Für die sprintspezifische Potentialentwicklung sind offensichtlich sportstrategische Entscheidungen gefragt. Wer also die von Dir angesprochenen Zugpferde auf den Bildschirmen sehen will, muss wohl noch Geduld mitbringen. Wie hat der Deutsche Skiverband in puncto Sprint seinen Zielkorridor formuliert, und zeigen Sprintcup-Resultate wie im norwegischen Drammen, dass hier bereits Perspektiven erkennbar sind?

„Kleine Brötchen backen“ und sehr gezielt fördern

Böhler: Unser im Deutschen Skiverband formuliertes Ziel ist es schon, nicht nur bei den Langdistanzrennen erfolgreich zu sein und dort möglichst konstante Spitzenplatzierungen und Medaillenränge zu erzielen, sondern auch den Skisprint im Visier zu haben und dort in echter Schlagdistanz zu den Weltbesten bestehen zu können. Das ist uns im Übrigen bei vielen anderen Sprintwettbewerben auch schon ziemlich gut gelungen. Der Skisprint-Weltcup, Anfang März im norwegischen Drammen, auch ein Stadtsprint mit einer ausgesprochen schwierigen Strecke, ist ja aktuell das beste Beispiel, wo vier deutsche Mädels unter den Top-30 landeten.

Dass unsere Athletinnen dort auf der Kurzdistanz insgesamt so gut abschnitten, war eine Bilanz, die wir in den Jahren zuvor jedenfalls nicht verzeichnen konnten. Auch hier müssen wir lernen, zunächst einmal kleine Brötchen zu backen, um sich dann schrittweise aber sehr gezielt weiterentwickeln zu können. Zum perfekten Langlauf gehört eben das Beherrschen einer Vielzahl von Faktoren: So ein absoluter Sprinter benötigt eben ganz andere Voraussetzungen für den Erfolg als ein sich später herauskristallisierender Spezialist im Skilanglauf über die klassische 30 Kilometer Distanz.

Die zielgerichtete Verknüpfung von intensivem Kraft- und Ausdauertraining birgt das Erfolgspotential für kommende Elitelangläufer wie Biathleten, konstatiert DSV-Pressesprecherin Steffi Böhler.

BwSportMag: Ist unter den eben von Dir aufgezählten Aspekten innerhalb des Weltklassements eine Tendenz beziehungsweise ein Trend abzulesen, was die Disziplinbreite sowohl beim Skilanglauf als auch beim Biathlon betrifft? Verdrängen attraktive Stadtsprints oder innerstädtisch ausgerichtete Biathlon-Wettbewerbe etwa die naturnahe Langstreckenszene oder läuft der Wettkampfzirkus eher parallel und mit größerer Bandbreite unter jeweils anderen Attraktivitätsaspekten so weiter, wie sind da Deine Erkenntnisse und Prognosen?

Symbiose zwischen Ski-Sprint und Langdistanz

Böhler: Ich denke und das ist auch unsere Beobachtung im Verband, dass in der Szene insgesamt zusehends der spitzensportliche Allrounder gefragt ist. Um im Gesamtweltcup eine entscheidende Rolle zu spielen, muss man heutzutage eben auch im Sprint Punkte sammeln können. Wir haben im DSV aber nicht die breite Masse in Form je einer Sprintgruppe von zehn Jungs und zehn Mädels, die sich jetzt reinweg auf den Sprint konzentrieren würden. Da fehlt uns in Deutschland schlichtweg auch die Masse an Sportlern im Gegensatz beispielsweise zu den skandinavischen Ländern.

Oft ist es so und das zeigen auch die Analysen hinsichtlich der sportlichen Werdegänge und Karrieren unserer Konkurrenznationen, dass viele der späteren Spitzenathleten auf den langen Skidistanzen über den Sprint in die internationale Szene eingestiegen sind. Wer es schafft, sehr hohe Geschwindigkeiten zu laufen, bringt in der Regel auch das richtige Rüstzeug für die Langdistanzen und die dazu kontinuierlich weiter zu entwickelnde spezifische Ausdauer mit.            

BwSportMag: Deine Synopse ist ja auch insofern interessant, als dass wir bei der Nachwuchsentwicklung neben den ergonomischen Basisvoraussetzungen auch die muskuläre Disposition für die disziplinspezifische Weiterentwicklung mit bedenken müssen; hier insbesondere also das genetisch vorprogrammierten Faserverhältnis zwischen schneller und ausdaueraffiner Muskulatur. Hier ist also die trainingsmethodische Adaption an die später zu entwickelnden Fähigkeiten das eigentliche Geheimnis, um den Athleten mit Blick auf die makrozyklisch sinnvolle Stimulation zwischen Slow- und Fast-Twitsch-Fasern formstabil auszubalancieren – wie wird das in den DSV-Rahmenrichtlinien bei der konzeptionellen ‚Entwicklung zum vollkommenen Skilangläufer‘ konkret umgesetzt?    

Tendenz letzter Dekade: Kraftaspekte im Skilanglauf „extrem“ essentiell

Böhler: Ich glaube, das Geheimnis liegt in der spezifischen Anwendung einer angemessenen Vielfalt in der Methodik. Was ich aber beständig beobachte und immer wieder feststelle, das ist, dass das vor allem die technischen Gesichtspunkte sowie die Kraftaspekte eine essentielle Rolle bei der leistungssportlichen Ausbildung und Entwicklung von Athleten spielen. Und hier hat gerade der Kraftanteil im Training in den letzten zehn Jahren enorm an Bedeutung zugelegt. Die Zunahme dieses trainingsmethodischen Aspekts würde ich sogar als extrem wichtig bezeichnen. Hier geht es vor allem um das gezielte Setzen von maximalen Einzelimpulsen, die hier im Training gelaufen werden müssen. Und um solche Trainingsbelastungen nicht nur umzusetzen, sondern auch dauerhaft verkraften zu können, ist das Krafttraining absolut unerlässlich.

Hier geht es vor allem darum, die gesteigerten Kraftwerte auch in Form von Geschwindigkeit und Ausdauer auf die Skier zu bringen. Das geschieht ausschließlich in der synergetischen Verbindung zwischen richtig dosierten Kraftimpulsen und nahezu perfekter Skilanglauftechnik. Das A und O innerhalb der Nachwuchsförderung ist hier folglich auch das Erlernen der richtigen und sauberen Skilanglauftechnik. Hier gilt die unumwundene Erkenntnis, dass umso älter der Athlet wird, umso schwieriger wird es sein, die richtige Technik motorisch zu verinnerlichen. Einmal falsch gelernt, wird es später wirklich schwierig, die sich verfestigten und damit zunächst dauerhaft etablierten Fehler wieder zu korrigieren beziehungsweise auszumerzen.

Erzgebirge, „nationale Kornkammer“ des olympischen Wintersports             

BwSportMag: Früh krümmt sich, was ein Haken werden will, sagt der Volksmund auf gut Deutsch. Im Freistaat Sachsen, beispielsweise in der Landeshauptstadt Dresden oder in Oberwiesenthal, gibt es drei Eliteschulen des Sports beziehungsweise des Wintersports, die hervorragende sportartspezifische Basisarbeit für die spitzensportliche Nachwuchsförderung unseres Landes leisten. Gerade aber auch im Erzgebirge befindet sich mit dem sächsischen Olympiastützpunkt Oberwiesenthal eine Trainingsschmiede für die deutschen Ski-Weltmeister von morgen. Mit dem Spitzensportförderprogramm auf den organisatorisch-administrativen Schultern der Bundeswehr schließt sich hier ein Kreis der zumindest in Ostdeutschland ganz individuell in Sporteliteschulen initiiert wurde, wie bewertest Du diese Umstände sowohl aus eigener Erfahrung als auch skiverbandsseitig?      

Militärische Sportförderung: Stolz auf Nationalfarben und Bundesadler

Böhler: Dass bereits im Schülerbereich – wie an den sächsischen Eliteschulen des Sportes erfreulicherweise zu erleben – Kind-angemessen aber dennoch professionell trainiert wird, ist längst unerlässlich. Aus meiner Sicht haben wir in Deutschland eine wirklich tolle Sportförderung. Nicht zuletzt durch die Bundeswehr, worüber jeder dort integrierte Athlet unglaublich dankbar ist. Der Stolz, über die Bundeswehr-Sportförderung sein Land international in den Nationalfarben und mit dem Bundesadler auf der Brust vertreten zu können, ist ungebrochen hoch. Das konnten wir zuletzt sehr intensiv in China bei den Olympischen Winterspielen beobachten, wo sich Katharina Hennig und Viktoria Carl durchaus überraschend als deutsche Olympiasiegerinnen feiern lassen konnten.

Eine Medaillenchance bestand bei beiden Athletinnen zwar im Raum der Möglichkeiten, aber dass es dann wirklich Gold und Silber wurde, das war dann schon absolut sensationell, ja, geradezu gigantisch. Die beiden Topathletinnen sind ja Sportsoldaten der Bundeswehr und genießen dort die sozialen Vorzüge und die zeitliche Freiheit sich komplett dem Hochleistungssport hingeben und widmen zu können. Wohin die Unterstützung durch die Bundeswehr und die Förderung durch den Deutschen Skiverband auf so extrem hohem Niveau führt, unterstreicht mit Blick auf Peking nicht zuletzt die dort erzielte olympische Medaillenausbeute geradezu überdeutlich. Was die damit kombinierte Sportförderung hierzulande leistet, ist im internationalen Vergleich wirklich erstklassig, und ich weiß, dass andere Nationen definitiv neidisch auf unser Förderkonzept schauen.

Anfang April bot die Oberwiesenthaler Skimeisterschaft für die mit Gold- und Silbermedaille gekrönte Erzgebirgerin Katharina Hennig (Sportfördergruppe Frankenberg/Sachsen) einen würdevollen Abschied von der Pekinger Olympia-Saison.

BwSportMag: Dein Statement eröffnet glänzende Zukunftsperspektiven, sollte dann auch noch der geeignete Wintersportnachwuchs rechtzeitig auf den spitzensportlichen Förderzug aufspringen. Nach Olympia ist vor Olympia und dazwischen stehen jetzt Anfang April die deutschen Skilanglaufmeisterschaften im Erzgebirge an. Wie bedeutend ist der nationale Spitzenevent für die bereits mit olympischen Meriten aus Peking zurückgekehrten Topathleten, wenn ich dabei an unsere beiden Goldmedaillistinnen Katharina Hennig und Victoria Carl denke?       

Würdiger Saisonabschluss: Die „Deutschen“ in Oberwiesenthal

Böhler: Ich denke, die ‚Deutschen‘ in Oberwiesenthal werden noch einmal ein schöner Saisonabschluss sein. Gerade auch, weil der große sportliche Druck der Olympischen Winterspiele von Peking nun abgefallen ist. Unsere Athleten können die bevorstehenden Wettkämpfe innerlich jetzt deutlich befreiter laufen, auch wenn es um Meistertitel geht. Ein Skilangläufer trainiert immerhin das ganze Jahr über, und ist dann froh, wenn er in der nationalen Konkurrenz auch noch einmal zeigen kann, was er sich für eine erstklassige Form antrainiert hat. Gerade die Staffeln bei den ‚Deutschen‘ am Ende stellen hier eine besonders spannende Herausforderung dar und runden den Saisonabschluss dann auch innerhalb der abzurufenden Teamleistungen insgesamt ab.

Denn immer wenn es um Titel geht, sind die Ränge bekanntlich heiß umkämpft. Auch wenn die Tage länger werden und der Schnee weicher, bei den Staffeln wird dann erfahrungsgemäß sehr eisern um jede Platzierung gefightet, was schließlich auch im Oberwiesenthal einmal mehr spitzensportliche Action pur bedeutet. Die ‚Deutschen‘ bieten aber gewiss auch Zeit und Raum für Besinnung, um vor allem die Winterspiele und die verbundenen persönlichen Impressionen noch einmal Revue passieren zu lassen. In Oberwiesenthal wird es wohl auch einen rührigen Empfang für Katharina Hennig geben, zumal Katharina ja echte Erzgebirgerin ist, die ursprünglich aus Annaberg-Buchholz stammt.                  

BwSportMag: Als DSV-Pressesprecherin bist Du gewissermaßen an vorderster Medienfront für das gesamte sportartspezifische Kommunikationsumfeld zuständig. Unter den Stichworten digitaler Wandel, Cross-Media und athleten-individuellem Story-Telling auf sozialen Plattformen, hat sich die binäre Bühne für die Sportkonsumenten in den letzten zehn Jahren extrem verändert. Die klassische TV-Landschaft mit ihren fixen Übertragungszeiten wird anders als die parallel etablierten Sozialen Medien hinsichtlich der Direktübertragungen deutlich stärker mit externen Einflussgrößen konfrontiert: Konkrete Unsicherheitsfaktoren bergen hierbei zunehmende winterliche Wetter-Kapriolen wie Schneemangel, extreme Kälte oder starke Stürme, die auf den globalen Klimawandel zurückgeführt werden. Worauf muss sich die mediale Seite des DSV in den nächsten Jahren verstärkt einstellen und wie kann der Skiverband hier möglicherweise proaktiv-gestalterischen Einfluss nahmen?   

Klassische TV-Sportreportagen auch in Zukunft stabile Größe

Böhler: Die Sportberichterstattung in Form der klassischen Fernübertragung wird meiner Ansicht nach weiterhin als eine stabile Größe bestehen bleiben. Klar ist dabei aber auch, dass das Live-Programm von der Erfolgsbilanz der Sportart insgesamt abhängt. Hier versuchen wir natürlich immer wieder mehr Sendezeit bei den Anstalten auszuhandeln. Fakt ist aus nationaler Sicht aber: Gibt es weniger Aussicht auf vordere Ränge oder Podest-Platzierungen, dann sinkt naturgemäß auch das Direktübertragungsinteresse bei den Sendeanstalten. Was allerdings die aktuellen Vermarktungsmöglichkeiten betrifft, da befindet sich der Deutsche Skiverband auf insgesamt gutem Weg, wie ich perspektivisch feststellen kann. Die erstklassige Pekinger Medaillenbilanz mit Gold und Silber hat da sicherlich den maßgeblichen Beitrag geliefert, um hier auch mit zugkräftigen Argumenten aufwarten zu können.

Skilanglauf und Biathlon auf Weltklasseniveau bleiben auch im crossmedialen Zeitalter zwei hochattraktive Wintersportarten, wie Steffi Böhler im Interview unterstrich.

Und die medialen Geschichten, die sich um die Pekinger Winterspiele rankten, gleich ob es die Einzelathleten oder den Deutschen Skiverband insgesamt betraf, finden auch innerhalb der Sozialen Medien ihre eigenen Darstellungsformen wie ja auch die sehr individuell gesteuerte Selbstvermarktung auf den Athleten-Portalen beweist. Das erleben wir aber auch aus Verbandssicht, denn klar ist, dass die Sponsorenverträge natürlich aus sehr vielfältigen medialen Inhalten aufgebaut und zusammengesetzt sind.  Medieninhalte, die sich in den letzten Jahren eben zu einem eigenständigen Bereich weiterentwickelt haben. Dieses Wachstum spiegelt sich mittlerweile auch in vielschichtigen Gestaltungsformen und Medienprojekten wieder. Das ist natürlich ein sowohl sehr spannender als auch komplexer Prozess, den wir da aktuell beobachten wie wohl zukünftig weiterhin erleben werden können.

BwSportMag: Wie reagiert der Deutsche Ski Verband auf diese hybride wie volatile Entwicklung, wird sich da eine Zentralvermarktungsstrategie in Richtung Pay-TV entwickeln, an der die sozialen Medien mit ihren spezifischen Formaten dann partizipieren werden und wie gewichtig ist dabei der soziale Aspekt Spitzensportberichterstattung weiterhin für jedermann ausschließlich über die öffentlich-rechtlichen Rundfunkgebühren zur Verfügung stellen zu können?    

Böhler: Das ist eine insgesamt schwierige Frage. Aber dass man die hochkarätigen Langlauf-Wettkämpfe, wie es aktuell in Norwegen zu beobachten ist, nun ausschließlich im Pay-TV anschauen muss, halte ich grundsätzlich für keine gute Entwicklung. Für die Norweger rangiert der Skisport natürlich auf Platz eins und sollte damit eigentlich auch für jedermann medial leicht zugänglich sein, statt dies im Pay-TV zu platzieren – der von Dir zitierte ungehinderte Medienzugang in der Spitzensportberichterstattung birgt definitiv einen wichtigen sozialen Aspekt.

Biathlon und Skilanglauf im Deutschen Skiverband: Symbiose statt Konkurrenz

BwSportMag: Skisport im Langlaufbereich bezieht seine Attraktivität ja nicht nur aus den Einzel- und Staffelrennen in den unterschiedlichsten Distanzen. Für ebenso hohe Anziehungskraft sorgt dabei auch der Biathlon. Inwieweit gibt es hier einen Transfer, möglicherweise auch durch einen international potenziell aussichtsreichen Disziplinwechsel eines Athleten von der reinen Organdisziplin hin zu den Skijägern und umgekehrt?   

Böhler: Ja, diesen regen Austausch zwischen den Disziplinen gibt es im Deutschen Skiverband auf jeden Fall. Die für die jeweilige Sportart Verantwortlichen befinden sich hier im kontinuierlichen Kontakt. Wir konnten hier im Verband in den letzten Jahren auch immer wieder beobachten, dass Mädels oder Jungs einen erfolgreichen Wechsel zwischen dem Biathlon und dem reinen Langlauf sowie umgekehrt vollzogen haben. Das ist dann eine gute Entwicklung, die allerdings nicht als verbandsinterne Konkurrenz innerhalb der Disziplinen zu verstehen ist. Der Austausch gestaltet sich insbesondere sehr fachlich. Wir schauen also genau hin, was sich beispielsweise auf dem trainingswissenschaftlichen Umfeld tut und sind sehr bemüht, die modernsten Erkenntnisse in den Trainingsabläufen so zweckmäßig wie möglich umzusetzen.

Biathlon: Exzellente Schützen und brillante Ausdauerathleten gefragt

Das setzt dann wirklich auch echte Synergien frei. Jede Einzeldisziplin schaut hier natürlich, wo sie vom Leistungsniveau her bleibt, und insofern erscheint es nicht sinnvoll, allzu häufig zwischen den Disziplinen hin und her zu springen. Und was den Biathlon auf Weltklasseniveau betrifft: Es reicht schon längst nicht mehr nur fehlerfrei zu schießen, sondern Du musst auch ein exzellenter und nervenstarker Langläufer sein. Nur wer auf Toplaufniveau antritt und mit null Schießfehlern punktet, kann sich international auch ganz weit vorne platzieren. Insofern führt der Austausch innerhalb der Langlauf- und Biathlon-Szene etwa in der Nationalmannschaft bei internationalen Rennen auch dazu, dass man sich gegenseitig extrem pusht und damit hochgradig motiviert. Eine Lagerbildung zwischen den Disziplinen wäre jedenfalls nicht im Sinne des Deutschen Skiverbands und unter den genannten Gründen folglich auch völlig kontraproduktiv.

Die Fragen stellte der Berliner Sportjournalist und Korrespondent Olympischer Spitzensport Volker Schubert exklusiv für das Bundeswehr Sport-Magazin.

Text und Fotos: Volker Schubert

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