Von Volker Schubert, Korrespondent Olympischer Spitzensport
Nur alle drei Jahre geht es für die Avantgarde des freistaatlichen Militärspitzensports geschlossen in die Sächsische Schweiz. Genauer gesagt zum sogenannten Kollektionswechsel an den Bundeswehr-Standort Prossen, idyllisch nahe bei Bad Schandau gelegen. Dort sorgt die in ein architekturhistorisch bedeutsames Gebäudeensemble eingebettete Liegenschaft der ortsansässigen Inhouse-Gesellschaft des Bundes – die Bw Bekleidungsmanagement GmbH – turnusgemäß für „des Sportsoldaten neue Kleider“. Der Berliner Sportjournalist und Korrespondent Olympischer Spitzensport Volker Schubert begleitete den topsportlichen Haute-Couture-Change, bei dem rund 30 Militärathleten der Bundeswehr-Sportfördergruppe Sachsen ihre fabrikneue Außenhaut aus modernsten Sportfunktionsfasern erhielten, exklusiv für Bundeswehr Sport-Magazin.
Rund 850 Spitzenathleten zählt die staatliche Sportförderung durch die Bundeswehr, die in der Stablinienstruktur des militärischen Gesamtapparats unter dem Dach der Streitkräftebasis (SKB) administriert wird, aktuell in ihren Reihen. Gut 60 dieser deutschen Topathleten sind in der leistungssportaffinen Filiale Frankenberg bei der Bundeswehr-Sportfördergruppe im Freistaates Sachsen organisiert. Zum sozialen, sportmedizinischen wie finanziellen Unterstützungspaket der Sportsoldaten gesellt sich regelmäßig auch eine Einkleide-Aktion mit Sportsonderbekleidung. Der sogenannte Kollektionswechsel findet dabei regelmäßig alle drei Jahre statt; für das Outfit-Change 2023 mussten Sachsens militärische Vorzeigeathleten Pandemie-bedingt allerdings ein Jahr länger warten, um mit dem in der Wirtschaftswissenschaft unter „Drei-Marketing-C“ firmierenden Akronym persönlich kokettieren zu können.
Denn mit der Ausgabe der Sportsonderbekleidung durch das Prossener Aufbereitungszentrum des Bw Bekleidungsmanagements tragen die neuen Bundeswehr-Outfit-Botschafter auf durchaus attraktive Art und Weise zur Außendarstellung der Truppe bei. So verkörpert die neue Sportbekleidung gleichwohl das „C“orporate Image als auch das „C“orporate Design sowie die „C“orporate Identity der Truppe – ebenso tendenziell wie trendig eingewebt in Polygongemustertes, dabei mit klassischem Bundesadler als Brustsignet geschmückt. In der Tat stellt das neue Athleten-Outfit in der Gesamtschau auch solche sportstofflichen Konstrukte dar, die, als Marketing-Instrumente genutzt, neben der funktionalen Wertschöpfung definitiv zur sichtbaren Repräsentanz und damit zur nachhaltigen Öffentlichkeitswirksamkeit der Militärsportförderung seitens der Bundeswehr beitragen.
Futuristisch. Funktional. Fesch.
Und so dient die positiv wirkende Verflechtung von geschickt die Augen lenkenden Publizitätszuwächsen mit Blick auf die sogenannte „Arbeitgebermarke Bundeswehr“ wie selbstverständlich auch dem produktionsgemäß erwünschten Nutzen, was der stylische Catwalk kerngesunder sächsischer Modellathleten nach dem „Unboxing“ – einem mittlerweile youtube-phänomenalen Auspackritus – definitiv unter Beweis stellen sollte. Kein Wunder also, dass das social-network-affine Unboxing dann auch mit den erwartet freudigen Gesichtern glänzte. Allen voran die Pekinger Olympiasiegerin und 2023er Weltcup-Erste im 15 km Skilanglauf sowie Militär-Ski-Weltmeisterin des gleichen Jahres, Katharina Hennig, der gleich beim ersten Tütenaufreißen das Freudestrahlen förmlich in die Mundwinkel schoss.
Das neue Spitzensport-Outfit sei ein Volltreffer in puncto Tragekomfort, Design und Robustheit, so die erzgebirgsche Langlaufikone. Die modische Punktlandung wäre zudem auch auf das Engagement des militärischen Bedarfsträgers zurückzuführen, hieß es dazu Bundeswehr-seitig. Die verwendeten Stoffe seien sowohl wasserabweisend als auch atmungsaktiv und damit ausgesprochen hautfreundlich und innerhalb nachhaltig organisierter Lieferketten produziert, wie das Bw Bekleidungsmanagement gegenüber Bundeswehr Sport-Magazin bestätigte.
Neue Sportsonderbekleidung: Fernab von Goldrandlösungen
Dennoch trägt das sächsische Tafelsilber des deutschen Spitzensports in den nächsten drei Jahren mit der Sportsonderbekleidung keine der berüchtigten Bundeswehr-Goldrandlösungen am Körper. Bei der zwar durchweg kundenaffin und nach vielseitigen Belastungsparametern aggregierten Sportbekleidung, die durchgehend bedarfsgerecht in den geschlechtsspezifischen Ausführungen männlich, weiblich sowie unisex kreiert wurde, handelt es sich durch die Bank weg um Qualitätsprodukte „von der Stange“. So ist das neue Armeesport-Outfit auch unter Weltmarktaspekten entwickelt und hergestellt worden, die ohnehin jenen hohen Wertigkeitsanforderungen entsprechen müssen, um im harten Wettbewerb des globalen Sportartikelmarkts absatzstark bestehen zu können.
Insgesamt umfasst die neue Spitzensportkollektion rund 30 Teile, die durch das Bw Bekleidungsmanagement nach individuellen Größen- und Passformvorgaben für den Ausgabe-Event pro Einzelsportler vorgepackt wurden. „Gerade als Sportler benötigen wir qualitativ hochwertige und vor allem ausreichend Bekleidung“, so Katharina Hennig zu Bundeswehr Sport-Magazin, die sich darüber freute, dass ihr die Bundeswehr den Bekleidungssatz Spitzensport zur Verfügung stelle.
Catwalk-Event in Bildungsexkursion gebettet
Vor dem Defilee und der finalen Antreteformation im polygonen Armeesport-Look wartete allerdings noch Wissenswertes über den Standort Prossen. Das massive, nach oben mit mächtigem Spitzdach abgedeckte Hauptgebäude, das heute das Aufbereitungszentrum des Bw Bekleidungsmanagements beherbergt, wurde in der Zeit von 1937 bis 1942 als achtstöckiges Kraftfutterlager nebst Getreidespeicher errichtet und ab 1951 als zentrales Versorgungslager der Nationalen Volksarmee genutzt. Der großvolumige Baukomplex verfügt mit seiner Gesamtfläche von 60.000 Quadratmetern über ausreichend Nutzungsraum und wird ebenso als Bestandslager für in der Regel persönliche Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände der Truppe und als Ausbesserungsfabrik für instandsetzungsfähige Militärstiefel, Uniformteile und Gefechtshelme und anderes körpernahes Militärequipment bewirtschaftet. Die jährliche Leistungsbilanz wirft dabei ein Aufbereitungs-Ist von 600.000 Artikeln aus, wobei der materielle Gesamtumschlag mit 1.000.000 Artikelverwertungen zu Buche schlägt.
Prossen, das zu einer Liegenschaftskette von 11 bundesweit vergleichbaren Bw Bekleidungsmanagement-Dependenzen gehört, betreibt die Ausstattung der zirka 850 Militärathleten mit Sportsonderbekleidung allerdings in zentraler Funktion. Für den generellen Ausbesserungs- und Versorgungsauftrag stünden dem Bw Bekleidungsmanagement am Standort Prossen rund 70 engagierte Werktätige in vielschichtigen Handwerks-, Industrie- und Wirtschaftsberufen zur Verfügung, so der Leiter des Prossener Kompetenzzentrums, Thomas Kleinsz zu Bundeswehr Sport-Magazin, der seine bundeseigene Inhouse-Unternehmung als attraktiven regionalen Arbeitgeber positioniert sieht.
Weltklasseniveau unterm Bundesadler: So geht Sächsisch!
Das Finale zum Outfit-Change läutete dann klassisches Antrete-Ritual ein. Das angemessene Framing stellte dabei die spitzensportliche Würdigung der so grandios skilanglaufenden Erzgebirgerin Katharina Hennig dar. So hatte Sachsens Landeskommandeur Michael Popielas schließlich die Ehre, Deutschlands Goldmedaillenlieferantin Nummer 1 für ihre fabelhaften Meriten während des Ski-Langlaufjahres 2023 mit einem Preis, der anlässlich der „Sächsischen Sportlerehrung“ vergeben wird, auszuzeichnen. Die Sachsenehrung nahm Katharina Hennig mit sichtlichem Stolz und „geschwollenem“ Bundesadler mit eingewebten Sportfördergruppen-Logo am Neu-Trikot entgegen. Aufgrund ihrer spitzensportlichen Erfolge würden die Kameraden der Sportfördergruppe im Struktur- und Organisationsbereich des Landeskommandos Sachsen auf besondere Weise Deutschland dienen, so Popielas, der damit auch den Stolz seines Kommandos auf die sächsischen Vorzeigeathleten zum Ausdruck bringen wollte.
Der Militärathleten neue Kleider: Unikat-Label stärker öffentlichkeitswirksam multiplizieren
Katharina Hennig zeigte sich glücklich über die neue Spitzensport-Kollektion. Mit der aktuellen Sportsonderbekleidung verfügen Sachsens Armeesportler nun für die nächsten drei Jahre über ein frisches und markantes Label. Und damit über ein funktionales Unikat-Outfit, das die Spitzensportförderung der Bundeswehr auch als deutschlandweites wie internationales Alleinstellungsmerkmal charakterisieren dürfte. So trägt das zeitgemäß kreierte Sportler-Outfit auch zu einer institutionell sinnvollen Abgrenzung zu den parallelen staatlichen Spitzensportförderinstitutionen der Bundespolizei, des Zolls und der Länderpolizeien bei. Mit dem Catwalk von Sachsens militärischer Sportelite wurde folglich auch eine neue und integrationsfördernde Benchmark gesetzt, bei der es in Anbetracht der bevorstehenden Olympischen Spiele Paris 2024 erkannte Marketing-Reserven weiter auszuschöpfen gilt, um die militärsportliche Sichtbarkeit und Präsenz noch weitaus stärker in die deutsche Öffentlichkeit zu tragen.
Sachsens militärischer Olympiatempel: Medaillenschmiede Frankenberg
Sachsens übrige Laufstegtruppe präsentierte beim Abschlussantreten die Sportarten- und Disziplinvielfalt aus insgesamt 17 olympischen Winter- und Sommerkernsportarten: mit darunter die international erfolgreiche Wasserspringerin Saskia Oettinghaus, der legendäre Nordische Weltklasse-Kombinierer Eric Frenzel, der deutsche Elite-Bob-Anschieber Candy Bauer, die international aufstrebende Skeleton-Fahrerin Susanne Kreher und die Dresdner 3.000 Meter Hindernislauf-Olympionike Karl Bebendorf. Die öffentliche Showtime seiner Spitzensportler stifte einen echten Zugewinn, so Jan Fiedler, Chef der Frankenberger Militärsportfiliale. So würde die stylische Kollektion innerhalb der Militärathletenschaft neben Zweckmäßigkeitsaspekten nicht nur zur optischen Kohäsion der Truppe beitragen: so wünschenswert die öffentlichkeitswirksamen Soft Skills des Kollektionswechsels auch wären, für einzelne Armeesportler berge der Ausstattungsevent in Prossen auch einen echten trainingspraktischen Zugewinn.
Denn aus finanziellen Gründen könnten so manche Vereine und Fachverbände ihren Spitzensportlern keine komplette Trainingsausstattung bezahlen. Da sei die Sportkollektion der Bundeswehr ein echtes Plus für den Trainingsalltag, so der Ex-Spitzenskilangläufer „Fied“ zu Bundeswehr Sport-Magazin. Auch deshalb wären viele seiner Athleten dankbar mit den klassischen deutschen National-Farben im funktionalen Ambiente ihrer täglichen Profisportarbeit nachgehen zu können. Und das definitiv mit stolzer Erfolgsbilanz, denn seit Bestehen der Frankenberger Spitzensportfiliale, deren Aufstellung im Jahr 1993 erfolgte, gehen insgesamt 39 Olympische Medaillen, 176 mal WM-Edelmetall, 163 EM-Medaillen und 50 Gold-Silber-Bronze-Ränge bei Militärweltmeisterschaften auf das Guthabenkonto der derzeit rund 60 Sportsoldaten zählenden Sachsentruppe.
95 Prozent Trainieren, fünf Prozent Marschieren
Damit die Topathleten neben dem professionellen Trainingsumfeld in den sportartspezifischen Spitzenverbänden auch durch den Dienstherren Bundeswehr über optimale Rahmenbedingungen verfügen, stellen die Sportfördergruppen neben der personalführenden Chefebene auch delegierte Trainer, Techniker und Physiotherapeuten als unmittelbares Supportpersonal ab. Im Trainingszyklus möglichst in die Regenerations- und Übergangsphase gebettet, heißt es einmal im Jahr auch für die Frankenberger Armeesportler eine Woche lang konzentriert militärische Grundfertigkeiten im Feldanzug auffrischen – unter anderem beim Handwaffenschießen, beim Zurechtfinden im Gelände mit Karte und Kompass oder in der notfallmedizinischen Selbst- und Kameradenhilfe.
Text und Fotos: Volker Schubert