Spritzerloser Medaillen-Regen

Bild 22Die Anspannung am Springerbecken in der Rostocker Neptun-Schwimmhalle war groß. Doch das deutsche Team konnte sich schnell konzentriert in die Wettbewerbe springen. Grund dafür war der silberne Auftakt vom Drei-Meter-Brett und 10-Meter-Turm. Gleich zu Beginn der Wettkämpfe überzeugten Tina Punzel und Sascha Klein beim Teamwettkampf. Die Sportler aus Dresden sprangen sich mit 384 Punkten hinter das ukrainische Springer-Duo Juliia Prokopchuk und Oleksandr Bondar auf Platz 2. Der moderne Teamwettkampf wurde zum zweiten Mal bei einer Europameisterschaft getestet. Eine weibliche Athletin und ein männlicher Sportler bilden das Team und bestreiten den sonst getrennt gewerteten Wettkampf. Sie zeigen jeder drei Sprünge aus sechs Sprunggruppen. Im Einzelnen sind das bei der Pflicht meist Kopfsprünge oder eineinhalbfache Salti. Dazu kommen vier schwierigere Kürkombinationen, wie zweieinhalbfache- und dreieinhalbfache Salti, Handstand und Schraubensprünge.

Bild 17Der 21-jährige Martin Wolfram überraschte am zweiten Wettkampftag vom Ein-Meter-Brett. Mit 414,75 Punkten gewann der dreimalige deutsche Meister die zweite Silber-Medaille für das DSV-Team. Für ihn „sei das unbeschreiblich, damit habe er nicht gerechnet und könne den Erfolg kaum glauben“, sagt der Athlet anschließend. Denn der Turmspezialist Wolfram war erst vor kurzem auf diese Brettdisziplin umgestiegen, nachdem er sich zehn Monate zuvor im Olympiafinale das Schultergelenk ausgekugelt hatte.
Mit nur 30 Zehntel-Punkten hinter ihm platzierte sich sein Teamkollege Oliver Homuth. Persönlich sehr zufrieden und mit einer beachtlichen Leistung gewann der Berliner die erste bronzene Medaille für den DSV. Platz Eins mit 476,75 Punkten sicherte sich zur fünften EM in Folge der derzeit unschlagbare Ukrainer Illya Kvasha.
Beim Turmspringen der Damen freute sich eine stolze 23-jährige Maria Kurjo ebenso wie der Bundestrainer Lutz Buschkow. Mit einer stabilen Leistung gelang der siebenmaligen deutschen Meisterin mit 323 Punkten der 3. Platz. Es war gleichzeitig ihr drittes EM-Bronze in Folge. Schon 2012 in Eindhoven sowie 2011 in Turin hatte sie Platz 3 für die deutsche Mannschaft gewonnen. Rang Eins holte sich diesmal in dieser Entscheidung die ukrainische Titelverteidigerin Juliia Prokopchuk mit 373,30 Punkten.

Der Gewinn von gleich vier Medaillen an den ersten beiden Wettkampftagen motivierte die fitten DSV-Springer enorm.

Für weiteren Medaillenregen sorgte prompt das neue Synchron-Duo Maria Kurjo und Julia Stolle. Vom Turm behaupteten sich die beiden gegen die starke europäische Konkurrenz. Die Berliner Trainingskameradinnen wurden aufgrund ihrer sauberen Serie und präziser Synchronizität mit der bronzenen Medaille belohnt. Mit 299,16 Punkten mussten sie sich nur hauchdünn den Teams aus Russland und Großbritannien geschlagen geben. Die russischen Favoritinnen Yulia Koltunova und Natalia Goncharova gewannen mit 315,66 Punkten den Wettkampf vor Tonia Couch und Sarah Barrow, die 306,24 Punkte erreichten.
Vom Drei-Meter-Brett blieb Patrick Hausding mit 428,70 Punkten weit hinter seinen Möglichkeiten.
Bei den deutschen Meisterschaften nur zwei Wochen zuvor hatte er noch mit 525,70 Punkten eine neue persönliche Bestpunktzahl erreicht. Daran wollte der siebenmalige Europameister anknüpfen und wurde als Favorit gehandelt. Schließlich musste sich Hausding jedoch mit Platz 3 zufrieden geben. Ihm hatte vor allem die neue Anlauftechnik zu schaffen gemacht. Deshalb war er von seiner Leistung letztlich stärker enttäuscht, als von seiner Platzierung, sagte der 24-Jährige anschließend.
Auch Sascha Klein kam bei dieser Entscheidung vom Drei-Meter-Brett nicht an sein Leistungsvermögen heran. Wegen eines misslungenen zweieinhalbfachen Rückwärtssaltos, den er nach eigener Aussage viel besser kann, rutschte er mit 419,50 Punkten auf Platz 6.

Bild 25Bundestrainer Lutz Buschkow zog nach dem 3. Wettkampftag dennoch eine insgesamt zufriedenstellende Zwischenbilanz.

Nicht nur die Ergebnisse, sondern auch die Bedingungen für Sportler und Zuschauer waren in Rostock ebenfalls überragend. Im Hinblick auf die diesjährigen Europameisterschaften im Kunst- und Turmspringen wurde Europas modernste Schwimmhalle umfangreich modernisiert. Kampfrichterplätze, der Zuschauerraum und die Schalldämmung wurden erneuert und eine Anzeigentafel sowie Elektro- und Medientechnik eingebaut. Das gesamte Gebäude ist außerdem nun behindertengerecht erschlossen. Viele Herausforderungen, wie die Umsetzung eines komplexen Brandschutzkonzeptes sowie der Schnittstellenausbau der Telekommunikation und WLAN-Anlage gehörten im Vorfeld zu den umfangreichen Modernisierungsarbeiten in dem traditionsreichen Austragungsort dazu.
Für die Medienvertreter wurden zusätzlich Kamera-Gerüste und Moderations-Plattformen errichtet. Nationale sowie internationale Journalisten, Reporter und Moderatoren berichteten zum Teil mit insgesamt 17 Kameras über die spannenden Wettkämpfe. Große Teile der Wettkämpfe wurden live im Fernsehen übertragen und bis zu 500 Zuschauer in der Halle motivierten die Springer.

Auch am vierten Europameisterschafts-Tag zeigten Patrick Hausding und Stephan Feck beim Synchron-Wettbewerb vom Drei-Meter-Brett eine überzeugende Serie. Obgleich das Halbfinale nicht ganz fehlerfrei verlaufen war, konnten sie das Finale mit einer hohen Sprungqualität bereichern. Das Synchronpaar aus Berlin und Leipzig sprang mit 431,58 Punkten auf Platz 2.
Damit landeten die beiden hinter den furiosen Russen Evgeny Kuznetsov und Ilia Zakharov, die eine unschlagbare Punktzahl von 460,44 erreichten.
Der mit 17 Jahren noch sehr jungen Dresdnerin Tina Punzel bereitete es viel Spaß im Finale vom Ein-Meter-Brett mit der Konkurrenz mithalten zu können. Nach dem Wettkampf war sie sichtlich über ihren 7. Platz erfreut.
Diese mutige Herangehensweise wurde am fünften Tag mit einer Goldmedaille belohnt – …und mit was für einer! Denn seit 1993 war dieser EM-Erfolg vom Drei-Meter-Brett keiner deutschen Springerin gelungen. Tina Punzel hat dies nun gleich bei ihrer ersten EM-Teilnahme geschafft. Die 17-Jährige zeigte durchgängig eine einwandfreie Wettkampfserie und überraschte mit 336,70 Punkten nicht nur sich selbst, sondern alle Anwesenden im Schwimmstadion. Als EM-Neuling sprang sie sich so vor die elfmalige Europameisterin Tania Cagnotto aus Italien, die am Ende 331,85 Punkte erreichte.
Patrick Hausding und Sascha Klein machten es der jungen Dresdnerin nach und vergoldeten diesen Wettkampftag. Sie holten mit 463,20 Punkten EM-Gold in der Synchron-Disziplin vom Turm. Die beiden haben als Synchronpaar, das sechste Mal in Folge das EM-Finale vom Turm gewonnen. Spritzerlos eingetaucht verwiesen sie das russische Duo Victor Minibaev / Artem Chesakov mit 458,76 Punkten auf Platz 2 und die Ukrainer Oleksandr Gorshkovozov / Dmytro Mezhenskyi mit 436,86 Punkten auf den 3. Rang.

Patrick Hausding erklärte nach seiner vierten Medaille am sechsten und damit letzten Wettkampftag, dass er bei der diesjährigen EM ″super Wettkämpfe mit einer tollen Atmosphäre″ erlebt habe. Eine sichere, saubere Wettkampfserie vom Turm belohnte den Unteroffizier mit der Silbermedaille. Nur wenige Punkte trennten den Deutschen vom siegreichen Ukrainer Oleksandr Bondar. Die Anzeigetafel zeigte 521,45 und 514,65 Punkte.
Eine sehr knappe Entscheidung gab es auch noch mal im Synchronspringen vom Drei-Meter-Brett der Damen. Nur eineinhalb Punkte fehlten Tina Punzel und ihrer Synchronpartnerin Kieu Duong zu einer weiteren Bronzemedaille.
Die hervorragende Gesamtbilanz schmälert das nicht. Die Heim-EM in Rostock war ein voller Erfolg. Das Deutsche Springer-Team errang insgesamt zweimal Gold, viermal Silber und viermal Bronze.

Übersicht Deutsche EM-Erfolge

1. Wettkampftag
2. Platz Teamwettkampf 3 Meter und 10 Meter – Sascha Klein / Tina Punzel (Dresden)
284 Punkte
Sascha Klein BW – Frankenberg

1. Wettkampftag
2. Platz Ein-Meter-Brett Martin Wolfram. (Dresden) 414,75 Punkte
3. Platz Ein-Meter-Brett Oliver Homuth (Berlin) 414,45 Punkte
3. Platz Turm Maria Kurjo (Berlin) 323 Punkte
Martin Wolfram BW – Frankenberg
Oliver Homuth BW – Berlin
Maria Kurjo BW – Berlin

1. Wettkampftag
3. Platz Synchron Turm Maria Kurjo / JuliaStolle (Berlin) 299,16 Punkte
3. Platz Drei-Meter-Brett Patrick Hausding (Berlin) 428,70 Punkte
Patrick Hausding BW – Berlin

1. Wettkampftag
2. Platz Synchron Drei-Meter-Brett Patrick Hausding / Stephan Feck (Berlin/Leipzig) 431,58 Punkte
Stephan Feck BW – Frankenberg

1. Wettkampftag
1. Platz Drei-Meter-Brett Tina Punzel (Dresden) 336,70 Punkten
1. Platz Synchron Turm Patrick Hausding / Sascha Klein (Berlin) 463,20 Punkte

1. Wettkampftag
2. Platz Turm Patrick Hausding (Berlin) 514,65 Punkte

Text und Fotos: Melanie Frerk

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