Es regnete nicht nur Wasser sondern auch Medaillen für den Deutschen Ruderverband bei den Europameisterschaften im Rudern in der serbischen Hauptstadt. Mit insgesamt zehn Medaillen, davon eine Gold-, vier Silber- und fünf Bronzemedaillen, hat die DRV-Flotte im Vergleich zu allen Verbänden die meisten Edelmetallstücke im Gepäck. „Zehn Medaillen sind ein klar positives Ergebnis für uns, … damit stehen wir in der Breite besser da als im letzten Jahr. Ein bis zwei Siegleistungen mehr hätte ich mir schon gewünscht“, so Cheftrainer Marcus Schwarzrock. „Zu diesem Zeitpunkt müssen wir aber solche Veranstaltungen zum Ausprobieren nutzen. Auf dem Weg nach Rio gilt es nun sich wieder auf die Spitzen zu konzentrieren“. Erfreulich war aus Sicht des DRV, dass sich alle Boote für die A-Finale qualifiziert hatten. Neben dem Deutschen Ruderverband hatten nur noch Italien und die Niederlande zu allen 17 Rennen gemeldet.
Die 17 Goldmedaillen wurden dieses Jahr auf 15 Nationen verteilt. Das zeigt den internationalen Trend weg von „Rudernationen“, die in allen Bootsklassen erfolgreich sind und hin zu Nationen, die sich auf kleine spezialisierte Teams konzentrieren. Deutschland zählt mit den zehn EM-Medaillen zusammen mit Holland und den Briten zu den erfolgreichen Nationen mit großen Teams.
Von den 60 Aktiven, die der Nationalmannschaft in der serbischen Hauptstadt angehörten, dienen immerhin 17 in der Bundeswehr. Sie ruderten 7 Medaillen und waren in weiteren vier Booten im Finale vertreten.
Der Deutschlandachter setzte sich in einem packenden Rennen vor Russland und Großbritannien und setzte dem durchweg erfolgreichen Regattatag mit der Goldmedaille die Krone auf. Die Crew um den neuen Schlagmann U Felix Drahotta, der gemeinsam mit SU Richard Schmidt zur Sportfördergruppe der Bundeswehr Appen gehört, konnte sich vom Start weg vor die stark eingeschätzten Russen setzen und den Vorsprung von drei Zehnteln nach und nach ausbauen. Die Polen, die nach ihrem Vorlauf zu den Medaillenkandidaten gezählt wurden, mussten sich im Ziel noch knapp den stark aufkommenden Briten geschlagen geben, die Bronze gewannen
Silber gewann der neuformierte Doppelvierer der Frauen mit den beiden Sportsoldatinnen U Julia Lier und OG Julia Richter. Die neu gebildete Mannschaft von Bundestrainer Sven Ueck fuhr ein beherztes Rennen, musste die lange Führung aber kurz vor dem Ziel an die weißrussische Mannschaft um Ekaterina Karsten abgeben. Deutschland gewinnt Silber vor den Polinnen. „Wir waren bei 1000m erstaunt, dass wir noch so gut dabei sind. Das war das beste Rennen bisher“, sagte Julia Richter.
Eine starke Leistung zeigten auch die beiden Leichtgewichts-Doppelzweier. HG Lars Hartig und Konstantin Steinhübel freuten nach einer langen medaillenlosen Zeit in dieser Bootsklasse über Silber hinter Frankreich. In einem furiosen Endspurt schoben sie ihren Bugball nur sechs Hundertstel vor den drittplatzierten Norwegern über die Ziellinie.
Bronze gewann der Männer-Doppelzweier mit U Stephan Krüger und Hans Gruhne, die sich vor Norwegen und hinter Litauen und Aserbaidschan über die Ziellinie schoben. „Wir sind absolut zufrieden“, sagte Hans Gruhne nach dem Rennen, der erst seit kurzem wieder mit Stephan Krüger im Boot sitzt und positiv in Zukunft blickt: „Es blitzen immer wieder Punkte auf bei denen wir wie früher zusammen rudern, wir müssen aber noch besser zusammenfinden“.
Nicht voll zufrieden mit ihrer Bronzemedaille sind U Anton Braun und Bastian Bechler, die hinter Serbien und den Niederlanden ins Ziel fuhren, aber mit dem kabbeligen Wasser etwas Probleme hatten. „Das war das schlechteste Rennen dieses Wochenendes, die Serben hatten wir eigentlich schon im Halbfinale geschlagen“, so Bechler nach dem Rennen. „Aber wir haben die Medaille gerettet“.
Ebenfalls unter seinen Erwartungen blieb der Sachsen-Doppelvierer mit SU Tim Grohmann, HG Philipp Wende, Kai Fuhrmann und Karl Schulze. Schon nach dem Start konnte das Quartett sich nicht so souverän wie sonst vom Feld absetzen und musste sich schließlich den Ukrainern und den Briten geschlagen geben. Völlig ausgepumpt blicken sie jedoch optimistisch auf die weitere Saison. „Der Start ist noch ausbaufähig und im Endspurt müssen wir noch besser zusammenfinden“, so Philipp Wende.
Grund zur Freude über die Bronzemedaille hatte aber der Frauenachter, mit OMT Michaela Schmidt, der sich Rumänien und England geschlagen geben musste. Nach den ersten 500m noch auf dem fünften Platz konnte sich die deutsche Crew um Schlagfrau Kathrin Marchand nach und nach auf Rang drei schieben und diesen bis ins Ziel verteidigen.
Der Männer-Vierer ohne mit OFw Toni Seifert, Björn Birkner, Max Munski und Kristof Wilke musste sich mit Platz fünf begnügen und konnte den extrem starken Briten nicht viel entgegen bringen.
Die junge Mannschaft im Leichtgewichts-Männer-Zweier ohne mit OG Torben Neumann und Can Temel hatte bereits mit dem Finaleinzug ihre Pflicht erfüllt, in den Kampf um die Medaillen konnten sie jedoch nicht eingreifen.
Etwas unglücklich musste sich Daniel Lawitzke im Leichtgewichts-Einer ebenfalls mit dem sechsten Platz begnügen, nachdem ihn ein Krebs etwa 300m vor dem Ziel aus medaillennaher Position zurückgeworfen hatte.
Der Männer-Vierer ohne der Leichtgewichte konnte sich nicht wie erhofft unter die Medaillenkandidaten mischen und kam auf Rang fünf ins Ziel. Dennoch ein respektables Ergebnis, das noch im Vorjahr unerreichbar erschien.
Mit an Bord waren die Sportsoldaten OG Jonathan Koch und HG Lars Wichert,
als Ersatzleute gehörten MT Alexander Egeler und U Andre Sieber zur Mannschaft.
Die weiteren Ergebnisse:
Einer-Altmeister Marcel Hacker gewann in einem starken Finish die Silbermedaille hinter dem Tschechen Ondrej Synek, der sichtlich für seinen Sieg arbeiten musste. „Ich war heute guter Dinge, dass eine Medaille klappen kann. Der Endspurt war noch nicht ganz so wie ich mir das vorstelle, aber wir haben ja noch etwas Zeit bis Rio“, stellt Hacker nach dem Rennen selbstkritisch fest. „Ich bin jedenfalls froh, dass ich so nah an Ondrej bin“.
Nicht ganz zufrieden waren Anja Noske und Lena Müller mit ihrer Silbermedaille im Leichtgewichts-Frauen-Doppelzweier hinter Italien und vor den Engländerinnen. „Wir sind heute nicht ganz so gut gerudert wie wir das können“, sagte Lena Müller nach dem Rennen. „Wir hatten uns mehr erhofft, aber freuen uns, dass wir das EM-Silber vom letzten Jahr verteidigen konnten“, ergänzte Anja Noske.
Wann der Akku leer ist merkte Leonie Pless im Leichtgewichts-Einer der Frauen. Nach einem beherzten Start schien es so als würde das Rennen zwischen Deutschland, Griechenland und England entschieden. In einem furiosen Endspurt schob sich die Holländerin von Platz fünf zwischen die führende Griechin verdrängte Pless auf Platz drei, die diese Attacke nicht mehr erwidern konnte und die Bronzemedaille mit den letzten Kräften ins Ziel rettete.
Der Frauen-Doppelzweier tat sich im Finale schwer. Direkt nach dem Start fielen Carina Bär und Lisa Schmidla auf den letzten Rank. Im weiteren Rennverlauf ruderten sie bis auf Platz 4, hatten aber den Anschluss an die Niederlande verloren. Der Sieg ging an Polen vor den favorisierten Litauerinnen.
Nicht mit um die Medaillen konnte Annekatrin Thiele rudern, die die Europameisterschaft als sechste im Fraueneiner beendete. Die Mission zur internationalen Standortbestimmung im Frauen-Einer wurde erfüllt, nun muss die Analyse zeigen, wie der Frauenskullbereich die Boote besetzt.
Gleiches gilt für Sara und Miriam Davids im Frauen-Zweier ohne. Sie kamen auf Rang sechs ins Ziel, haben sich aber auf dem internationalen Parkett gut verkauft.
Doppelweier: Hans Gruhne und Steffen Krüger
Frauen: Arnold / Lier / Richter / Adams (v.l.n.r.)